F e r n w e h-Pur...
Auswanderungsbericht der Familie Schreiber

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Ein guter Freund wanderte vor 18 Jahren von Wiesbaden, unserer Heimatstadt, nach Kelowna, B.C. aus. Über viele Jahre standen wir in Briefkontakt und im Frühjahr 1994 besuchten wir ihn während unserer ersten Rundreise durch Westkanada. Mit dabei war unsere 2-jährige Tochter, Ann-Kathrin, und wir gewannen viele unvergeßliche Eindrücke von dieser wunderschönen Provinz und ihren Bewohnern. Besonders ist uns als jungen Eltern die Freundlichkeit gegenüber Kindern und die allgemeine Hilfsbereitschaft der Menschen in bester Erinnerung geblieben. Schon beim Abflug aus Vancouver stand für mich fest, hierher kommst du bestimmt wieder und von diesem Zeitpunkt an sprachen Beatrice und ich sehr häufig über die Möglichkeit, nach Kanada, besonders aber nach Britisch Kolumbien, auszuwandern.

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So schrieben wir die kanadische Botschaft in Bonn an und erhielten auch schnell ein Informationskit über die Immigrationsmöglichkeiten. Mit unserem Freund Günter hielten wir weiter telefonischen Kontakt und er besorgte uns einen Fragebogen, der unsere Einwanderungschancen im Vorfeld beurteilen sollte.
Diesen Bogen, mit sehr persönlichen und privaten Fragen, sandte er, mit unserem Einverständnis, an einen Bekannten in Edmonton, der ihm seinerzeit bei seiner Einwanderung behilflich gewesen war. Da wir keinerlei Verwandte und andere Bekannte hier in Canada hatten, waren wir sehr froh, daß wir diesen Weg einschlagen konnten, um eine Beurteilung unserer Chancen vor Ort prüfen zu lassen. Gleichzeitig begannen wir die Unterlagen der kanadischen Botschaft zu studieren und diskutierten nächtelang über die Möglichkeiten, diesen unterdessen gemeinsamen Traum, für unsere kleine Familie wahr zu machen.
Wir weihten niemand in unsere Pläne ein, da unsere Familien und Freunde zu diesem Zeitpunkt sicher nicht verstanden hätten, warum ausgerechnet wir , die kleine glückliche Familie und erfolgreichen Geschäftsleute mit dem Gedanken spielten, Deutschland zu verlassen. Einige Wochen später rief eine Immigration Consulting Firma aus Alberta an und teilte uns mit, daß unsere Chancen, einzuwandern, recht günstig aussahen. Sie nannte uns Referenzen von Leuten in Deutschland , unter anderem auch die unseres späteren Partners aus Walluf. Ich kontaktierte diesen Herrn und in einem Gespräch empfahl er uns eine Bekannte , die jetzt als Einwanderungsberaterin in Vancouver arbeitete, und früher einmal für die Regierung von BC. gearbeitet hätte. Sie könnte uns am besten mit den Formalitäten helfen.
Diese Immigrationsberaterin, die heute in Kelowna lebt und arbeitet, empfahl uns den Antrag für die Immigration in der Kategorie "Entrepreneur" zu stellen, weil wir in dieser Kategorie die besten Chancen hätten. Zu diesem Zeitpunkt war erforderlich, daß laut Einwanderungsgesetz, mindestens eine sechsstellige Summe in einen Immigrationsfond zu investieren war ,um die' landed immigrant papers', also die Daueraufenthaltsgenehmigung für unsere Familie zu erlangen. Wie wir allerdings später erfuhren, hätte dieser Investitionsbetrag auch nach unserer Einwanderung, innerhalb von 2 Jahren, in unser eigenes Business investiert werden können. Aus heutiger Sicht wurde uns diese Tatsache ganz bewußt verschwiegen.
Anfang August 1994, als die Frage, wo und wie zu investieren, im Rahmen der Fertigstellung der Antragspapiere, aktuell wurde, kam unsere Immigrationsberaterin plötzlich mit einer Partnerschaft in einem Guest Ranch Hotel / Resort, als Investitionsmöglichkeit aus dem eigenen Hause, auf uns zu. Sie teilte uns mit, daß nur ihr Chef über dieses Angebot persönlich mit uns verhandeln wollte.
Von diesem Zeitpunkt an, erledigte sie für uns nur noch die Formalitäten für die Antragstellung!!!
Ihr Chef übernahm die weiteren Telefongespräche und erwähnte erstmals die Möglichkeit einer Partnerschaft in diesem Guestranch/ Hotel Resort, mit einer Einlage von $ 150 000 und einem Darlehen unserseits an die Gesellschaft. Das Resortprojekt, so der schweizerisch - kanadische Geschäftsmann aus Vancouver, würde genügend Arbeitsplätze schaffen, um unsere Vorgaben, " Schaffung von Arbeitsplätzen ", für die Immigrationsbehörden zu erfüllen.
Außerdem könnte ich aktiv in der Gesellschaft mitarbeiten, gegen Entgelt natürlich, und meine Art Gallery im Hotel als Gift / Souvenirshops in eigener Regie betreiben. Es stünden bereits alle notwendigen Fachleute für das Resortprojekt bereit, so ein erfahrener deutsch - kanadischer Architekt, ein schweizer Hotelmanager eines 5-Sterne-Hauses , ein kanadaerfahrener Marketing Fachmann aus dem Allgäu und ein schon vor Ort lebender Recreation Manager und ehemaliger Europameister im Hundeschlittenrennen, sowie seine Person als Projektmanager.
Es wurde uns sogleich mitgeteilt, daß die Neupartnersuche bis Ende des Monats abgeschlossenen sein mußte, damit das Projekt ohne Verzögerung anlaufen könnte. Der deutsche Marketing Fachmann sollte uns über die weiteren Einzelheiten vor Ort in Deutschland informieren und so fuhren meine Frau und ich ins Allgäu, um ihn zu treffen. In der Zwischenzeit erhielten wir die Partnerschaftsverträge per Post aus Canada zugeschickt, die wir sogleich an unseren Anwalt zur Überprüfung weitergaben.
Dieses Resortprojekt, das im Herzen des Cariboos, in der Nähe von Williams Lake, entstehen sollte, erschien uns nach langen Meetings und Telefonkonferenzen mit Vancouver ein gangbarer Weg, um nach Kanada einzuwandern. Wir stellten Zusatzbedingungen, wie Ausschluß weiterer Haftung über unsere Investitionssumme hinaus, keine weitere Zahlung als Darlehen an die Gesellschaft - alle diese Punkte wurden auch ohne Zögern in den Vertrag aufgenommen und so faßten wir Vertrauen in unsere neuen Geschäftspartner, alles erschien uns logisch, das Projekt, die Partner, und als unsere Anwälte den Vertrag als juristisch in Ordnung befanden , haben wir termingerecht unterschrieben und unser Geld zur Zahlung angewiesen. Die nächsten Faxe und Anrufe gratulierten uns zur neuen Partnerschaft und ab dann, wurden wir mit Faxen der Gesellschaft und der Partner aus der Schweiz, Deutschland und aus Kanada zugeworfen.
Mitgliederversammlungen, Kundenmeetings im In- und Ausland, für die neue Gesellschaft und allerlei Wichtiges und Unwichtiges zur Einwanderung nach Kanada hielten uns auf Trab.
Der endgültige Antrag für die Immigration wurde von unserer Beraterin bei ihrem Besuch in Wiesbaden im Oktober 1994 fertiggestellt und bei der kanadischen Botschaft in Bonn eingereicht. So warteten wir ungeduldig auf den Termin für den Medical Check und die Erteilung des Einreisevisums. Alle Formalitäten waren dann im Frühjahr 95 endlich erledigt, wir verkauften unterdessen unser Haus in Wiesbaden und legten den Tag unserer Auswanderung für den 2.9.1995 fest. Um zu verstehen, was es heißt, als junge Familie auszuwandern, müssen Sie erstens Ihr ganzes bisheriges Leben dokumentiert haben und zweitens, bereit sein, damit völlig abzuschließen.
Wir waren dazu mehr als bereit, und so glaubten wir, bestens vorbereitet!
Ich will nicht weiter darauf eingehen, wie schwer es ist, Verwandten und Freunden klarzumachen, warum man ein gutgehendes Geschäft aufgibt, um in einem fernen Land ein neues Leben anzufangen. Wir hatten schwere Kämpfe zu überstehen, besonders mit den Eltern, die unsere Entscheidung nicht verstehen konnten, aber dann letztlich doch akzeptierten.
In dieser schwierigen Zeit hielt uns unser Traum von Kanada, unser Optimismus, unsere Wärme in unserer kleinen Familie, sowie der Glaube an das Gelingen unserer Pläne mit den scheinbar - so wundervollen neuen Partnern - hoch.
Im Juli 1995 wurden wir dann doch nochmals schwer erschüttert, als wir erfuhren, daß unserer Partner aus Little Horsefly Lake die Firma verlassen wollte und ebenso unsere Immigrationsberaterin .
Wir standen jetzt 6 Wochen vor der Auswanderung, alles war bereits aufgelöst, die Wohnung gekündigt, der Container gepackt und schwamm auf See und wir lebten auf Campingstühlen und geliehenen Betten!
Ich werde nie vergessen, wie fragend uns unsere kleine Tochter anschaute, als wir ihr Kinderzimmer einpackten und den Rest unseres Mobiliars Stück für Stück verkauften.
Auch fühlte ich mich immer weniger in der Lage, meiner Frau die unerfreulichen Neuigkeiten vom Partnerbüro mitzuteilen. Ich wollte ihr den Abschied von Eltern, Geschwistern und Freunden nicht noch mehr erschweren. Frauen und besonders junge Mütter haben doch einen noch tieferen Bezug zum Abschiednehmen und zu der alten Heimat.
Als wir am 2.9.95 im Flugzeug nach Vancouver saßen, war ich einerseits froh und gespannt, diese, unsere neue Heimat wiederzusehen, aber auch bange, und vielleicht voller Vorahnung auf das Chaos, was mit unseren neuen Partnern und unserem Präsidenten noch kommen sollte.
Aber es sollte noch besser werden. Direkt am 3.9.95 wurde in Vancouver, im Büro des Präsidenten, zur Krisensitzung geladen. Wir erfuhren unter anderem, daß der Partner aus dem Cariboo und unsere Immigrationsberaterin aussteigen und daß alles Firmengeld bis auf rund 60.000 Dollar ausgegeben sei. Die neue Firma stünde kurz vor dem Kollaps, aber man habe noch Hoffnung , daß neue Interessenten für das Projekt im Laufe der nächsten Wochen unterschreiben würden, und somit "new cash" in die Gesellschaft fließen werde... soweit damals unser Präsident! Stellen Sie sich vor, Sie sind soeben in einem neuen Land angekommen, haben noch Jetleg und erfahren als erstes, daß das Projekt, auf das Sie Ihre Zukunft bauen wollten, in solchen Schwierigkeiten ist. Sollte man da nicht besser sofort wieder die Koffer packen und ins alte Heimatland zurückgehen? Aber den Hohn und Spott zu ertragen, im Falle einer sofortigen Rückkehr nach Deutschland, wollte ich meiner Familie und mir ersparen..
und so sind wir hier geblieben, weil wir wirklich glaubten, daß der immer so optimistische und zuversichtliche Präsident doch potentielle Klienten an der Hand hatte, und diese fast hoffnungslose Situation lösen könnte.
War er nicht derjenige, der dieses Projekt ins Leben gerufen hatte und alle Zügel in der Hand hielt ? Kannte er nicht all die Anwälte, Steuerfachleute und Professionals, und hatte er nicht mehr als 15 Jahre Kanadaerfahrung, als ehemaliger Banker und Einwanderer aus der Schweiz? War er nicht der erfolgreiche Geschäftsmann, der ein solches Hotelprojekt ausgedacht und an alle neuen Partner erfolgreich verkauft hatte ?
Alle weiteren Partnersitzungen in Vancouver verliefen unerfreulich und zunehmend chaotischer. Unser Vertrauen in den Präsidenten schwand zunehmend und alle restlichen Partner bemerkten bald, daß das Guest Ranch Projekt nur eines seiner vielen anderen Probleme war. Nur durch mein ständiges Bohren, wie denn das Projekt weitergehen sollte, trafen wir uns noch zu Sitzungen, und wurden dann doch jedesmal nur beruhigt und mit Versprechungen hingehalten nach dem Prinzip:

Es ist ja immer noch Hoffnung!!!

Gerüchte über merkwürdige Buchhaltungsgebaren, schon seit dem Ausstieg vom Recreation Manager und das Verweigern der Buchhaltung an uns, stimmten auch nicht optimistischer. Ständig spielte die Angst mit, unsere Immigrationsbedingungen nicht erfüllen zu können, und nach Ablauf von zwei Jahren des Landes verwiesen zu werden. So sah ich mich veranlaßt, schon bald meine eigene Firma, Bel Art Gallery Inc., zu gründen, was uns später nach dem Kollaps vom Guest Ranch /Hotel Projekt retten sollte.

Im Frühjahr 1996 lief dann der Immigrationsfond, der dem Projekt unmittelbar angeschlossen war, aus. Unser toller Präsident verbreitete immer noch Hoffnung, um mit Anschlußprojekten und nochmaliger Nachzahlung von $ 60.000 pro Partner ein "Ersatz Hotel Resort" entstehen zu lassen.
Als er jedoch zum vereinbarten Termin seinen, von ihm selbst vorgeschlagenen Anteil von $ 150.000, nicht vorweisen wollte , kam es zum vollständigen Bruch. Das "neue" letzte Projekt sollte ein Hotel/Inn in Kamloops sein, im Besitz einer Mortgage Firma aus Vancouver.
Kurze Zeit später brach dann diese Mortgage Firma zusammen und hunderte von Investoren aus ganz BC verloren ihre Gelder in Millionenhöhe. Heute wissen wir, daß wir das Opfer eines Einwanderungsbetrugs, nach einem feststehenden Schema, geworden sind.
Durch die Immigrationsberater werden Einwanderungswillige an Leute verwiesen, die verlockende und scheinbar seriöse Investitionsmöglichkeiten aufzeigen. Hat das Geld erst einmal die Banken gewechselt, ist es sehr bald aufgebraucht oder in Projekten verschwunden, die meistens nie aus dem Stadium "Projekt " herauskommen.! Mit der Offenlegung unseres persönlichen Einwanderungsberichtes möchten wir verhindern, daß in Zukunft immer wieder Einwanderer mit derselben Masche Geld verlieren und Kanada, das Land von dem Sie alle geträumt haben, zum Alptraum wird und später wieder verlassen müssen, wie unser Partner, der Hotel Manager. Er bekam Probleme mit der Immigrationsbehörde und mußte zurück in die Schweiz.
Daß meine Familie noch hier lebt, haben wir nur der Tatsache zu verdanken, daß wir sofort neu angefangen haben, Arbeitsplätze schufen, in das eigene Geschäft nochmals Geld, unendlich viel Arbeit und Herzblut investiert haben und durch meine Mutter moralisch und finanziell gestützt wurden.
W I R haben zwar den Vertrag mit unseren Geschäftspartnern unterschrieben, wissen aber heute, daß unser MR. GAUNER zwar unser Geld genommen und ausgeben hat, aber keine seiner Versprechungen je eingehalten hat.
War es nur ein "bad business deal" oder vielleicht der Eintrittspreis für Kanada oder eben ein sorgloses Investment von Rookies /Anfängern, wie viele Leute vermuten würden?
Nein, für uns war es Betrug nach Schema, ein Betrug an Einwanderern, die die Lücken und Tricks, wie man das Gesetz umgeht, nicht beherrschten!
Unterdessen kam es im März 2001 zu einem außergerichtlichen Settlement/Vergleich, da unser Hauptzeuge, der aus der Schweiz zum Prozeß kommen sollte, erkrankte.
Zu viel Geld wurde von uns an Anwälte, Gutachter und Steuerberater gezahlt und letztlich Nichts erreicht - so haben wir die Gedanken an eine Rückzahlung unserer Investition aufgegeben!
Wir betreiben weiterhin unsere Galerie in North Vancouver, haben nochmals Nachwuchs bekommen, und fühlen uns sehr wohl hier, trotz unseres mißlungenen Starts in Kanada.
Ich habe unterdessen die kanadische Staatsbürgerschaft erhalten und Beatrice wartet noch auf ihre entsprechenden Papiere von deutscher Seite.
Auch haben uns unsere Eltern, Schwager und einige Freunde besucht und beginnen zu versehen, warum wir hier so gerne leben. Einmal jährlich kommen wir nach Deutschland und verbinden dann private und geschäftliche Termine.
So schön diese Besuche auch sind, immer sind wir wieder froh, wenn wir Frankfurt mit Ziel Vancouver wieder verlassen.
Deutschland hat sich in 6 Jahren doch sehr verändert und uns fehlt dort unterdessen die Weite der kanadischen Landschaft und oft auch die menschliche Wärme. Unsere neue Heimat ist jetzt Vancouvers schöne Pazifikküste

- und das ist gut so !!!

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Schaun' Sie mal rein bei Familie Schreiber und ihrer Bel Art Gallery Inc.


Familie Stefan Schreiber
2171 Deep Cove Road
North Vancouver BC
V7G 1S8 Canada

E-Mail: belartgallery@aol.com

Gallerie:

3053 Highland Blvd.
North Vancouver, BC.
Canada, V7R 2X4
Tel/Fax: 604-904-0907
Cel: 604-551-4805

Email: artworks@belartgallery.com
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