F e r n w e h-Pur... Reportage

Ein Gang durch das Barcelona des Antoni Gaudí


Es ist eine Stadt, die es schafft, sich zu wandeln, ohne dass sie dabei ihr Gesicht verliert. Welches das wahre Gesicht von Barcelona sind, darüber sind sich die Bewohner der katalanischen Hauptstadt schnell einig: Antoni Gaudí. Der berühmteste Sohn hat die Metropole geprägt und ihr seine Architektur und sSagradia Familiaein Verständnis von Kunst aufgesetzt. Mit den Werken von Gaudí und denen, die schon in früheren Zeiten dem mediteranen Flair künstlerische Energie hinzugefügt haben, kann Barcelona als heimliche KulturhauptCasa Battlostadt Europas bezeichnet werden. Der berühmteste Sohn der Stadt, der 1926 von einer Straßenbahn Nahe seines „Jahrhundertprojektes“ La Sagrada Familia unspektakulär überfahren wurde, hat Bauwerke, Privathäuser, Kirchen nach seinem ureigenen Stil hergerichtet und geprägt.

Der Gang durch das Barcelona des Antoni Gaudí, zu dessen 150. Geburtstag im vergangenen Jahr zahlreiche Festivitäten stattfanden, beginnt an der „Passeig de Gràcia“. Im Stiele einer Prachtstraße prahlen hier auf jeder Seite viele palastartige und kolonialen Bauten. Von der „Plaza de Catalunya“ aus kommend liegt links das „Casa Batlló“. Dieses schmucke Haus bietet den ersten Hinweis auf den künstlerischen Stil des Seniore Gaudí: kleine Türmchen, verschnörkelte Balkone und alles aus feinstem Mamor. Einige Meter weiter eröffnet sich dem Besucher die Casa Milà, die das letzte zivile Bauwerk darstellt, das Gaudi gebaut hat (1906-1912). Das imposante Werk des Stararchitekten, das im Volksmund auch “La Pedrera” (deutsch: Steinbruch) genannt wird, kennt weder eine gerade Linie noch Ecken und Kanten. Neben dem geschlungenen, abgerundeten Innenhof ist vor allem das Dach bemerkenswert, das aus einem Wald an Schornsteinfiguren und Entlüftungsrohren besteht. Wellenförmig und bunt stehen die Skulpturen in einer wahren Traumwelt und verbieten dem Gaudí-Anhänger nicht den Blick auf sein nie vollendetes Werk: Die “Sagrada Familia”.

Die so genannte “Kathedrale der Armen” ist und hat eine Geschichte für sich. Im Jahre 1882 begann der Bau der Casa Mila“Sagrada Familia”. Gaudí führte in ihr alle architektonischen Lösungen ein, die er in seinen bisherigen Arbeiten erforscht und gefunden hatte. 1925 stand der erste Glockenturm, weitere drei innovative, geometrische, naturalistische Türme wurden 1930 fertiggestellt. Über 40 Jahre seiner Architekten-Laufbahn widmete Gaudí seinem Lebenswerk, bis er einige Meter von der “Sagrada Familia” entfernt ums Leben kam. Heute können mittlerweile acht der zwölf geplanten Glockentürmen bewundert werden. Seit Baubeginn sind damit 121 Jahre vergangen und die “Sagrada Familia” befindet sich noch längst nicht im Endstadion. Ein Jahrhundertprojekt, das sich auch nach Lebzeit von Antoni Gaudí noch zu wandeln weiß.

Ein Mann, der einen großen Einfluss auf Barcelona und Antoni Gaudí hatte, war Eusebi Güll. Der erste Graf von Güll ließ sich seine Familienresident Nahe der La Rambla, der wohl berühmtesten Straße Barcelonas, erweitern und engagierte dafür den auch schon in jungen Jahen zu Ruhm und Ehre gekommenen Antoni Gaudí. Der “Palau Güll”, der im Jahre 1985 als erstes modernes Gebäude von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes Casa Milaaufgenommen wurde, entstandt. Schon die Eingangshalle, in der man auf die Führung durch das Haus wartet, unterstreicht die Ansprüche des Grafen von Güll. Eine Halle, die zur Ein- und Ausfahrt von Kutschen diente und von riesigen Toren umgerahmt wird. Der Boden, auf dem eigens für das Besteigen der Pferde Stufen gebaut wurden, besteht aus Holzpaletten, die Raumdecke ist mit konzentrischen Kacheln bedeckt. Durch den mehrgestöckigen Haupt-Wohnraum durchzieht sich Marmor in verschiedenen Farben. Auch die Dachterrasse ist hier wohlbedacht. Hier hat Antoni Gaudí seiner Phantasie freien Lauf gelassen: Die traditionellen Schornsteine wurden in 20 wunderbare Skulpturen umgewandelt, teils aus Backstein und teils dekoriert. Die dekorierten Schornsteine zeigen eine beträchtliche Vielfalt an Formen. Sie stellen Mosaike aus Keramikscherben, Fayence, Marmor, Glas und alten Kalkofen dar. Der Sockel eines mit Fayencemosaik dekorierten Schornsteines trägt die Erinnerung an die Olympischen Spiele 1992: Das Maskottchen “Cobi’t”. Die zweite Ebene der Dachterrasse ist Schornsteinen mit versPark Güllchiedenen geometrischen Formen gewidmet. Formen, die ständig in Bewegung sind und in gewisser Weise auch für den Wandel Barcelonas stehen.

“Die Ausschmückung war, ist und wird immer bunt sein. In der Natur begegnen wir niemals einem einfarbigen farblich völlig einheitlichen Objekt, weder in der Vegetation, noch in der Geologie, Topographie oder im Tierreich!” Diese Aussage von Antoni Gaudí lässt sich auch auf den Park Güll übertragen. Der Park ist eine Gartenstadt, der die Menschen zurück zur Natur und zu einer gesunden Umwelt zurückbringen soll. Einfallsreiche, farbenfrohe Pavillions, pilzförmige Kamine, viele Säulen mit schlangenartigen Wellenformen sowie eine Dachterrasse, die ihresgleichen in Europa sucht. Die aus kleinen Mosaiksteinen und zeitgenössischen, abstrakten Figuren bestehenden Sitzschalen passen sich dabei den ureigenen Sitzgewohnheiten des Menschen an. Auch hier hat Gaudí sich der Natur des Menschen angepasst. Gaudí hat in diesem Park selbst über 20 Jahre lang bis zu seinem Tode gewohnt. Sein ehemaliges Haus steht heute für Besucher offen. Darin befinden sich eine Vielzahl seiner Werke, Möbel, Projekte und Zeichnungen. Der Garten besteht, wie nicht anders zu vermuten ist, aus einfallsreichen Skulpturen. Der Park Güll ist eine Oase in dieser hektischen Stadt, die sich in einem ständigen Wandel befindet. Hier kann man den Gang durch das Barcelona des Antoni Gaudí gemütlich ausklingen lassen.

In Barcelona gibt es, neben den wohl berühmtesten künstlerischen Taten, noch viele Gaudísche Werke und Bauten zu bewundern. Gaudí hat mit seinem Verständnis von Kunst eine Bewegung für Barcelona in Gang gesetzt und zur Entwicklung beitragen. Auch in Zukunft wird der berühmte Architekt immer Teil dieses katalanischen Fortschrittes bleiben und ihn mit seinen imposanten Bauwerken prägen.

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