F e r n w e h-Pur... Bevölkerung

„One Namibia – One Nation“ – unter diesem Motto versuchte Namibias Präsident Sam Nujoma nach der Unabhängigkeitserklärung und der Bildung der ersten Regierung sein Volk zusammenzuhalten. Namibia ist mit seinen rund 1,8 Millionen Einwohnern auf 824.292 km² das am dünnsten besiedelte Land der Welt. Im Vergleich zur geringen Einwohnerzahl gibt es eine große Anzahl ethnischer Gruppen (mit jeweils eigenen Kulturen und Lebensweisen), zwischen denen es in der Vergangenheit nicht selten kriegerische Auseinandersetzungen gab.


San

Die San – auch Buschleute genannt – gelten als die Ureinwohner Namibias. Zahlreiche Felsmalereien und –gravuren zeugen von der Präsenz dieser Jäger- und Sammlergesellschaft, die 25.000 v.Chr. als erstes Volk den Boden des afrikanischen Landes betreten haben sollen.

Heute leben noch ca. 40.000 San in Namibia, davon weniger als 1.000 in ihrer traditionellen Lebensweise. Viele Buschleute, die über eine erstaunliche Naturkenntnis verfügen, mussten ihre Jagdgebiete wegen der Umwandlung in Naturschutzgebiete zwischen 1950 und 1970 verlassen. Die San sind heutzutage überwiegend als Arbeiter bei Farmern beschäftigt.

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Damara

Nach Ansicht einiger Ethnologen gehören neben den San auch die Damara zu den Ureinwohnern des heutigen Namibias. Die Herkunft dieses Volkes, das sich selbst als "Nu-Khoin“ („schwarze Menschen“) bezeichnet und den Nama-Dialekt Khoisan, spricht, liegt wahrscheinlich im heutigen Sudan. Die Damara betrieben lange Jahre die Viehzucht (Ziegen, Rinder), sowie den Kürbis- und Tabakanbau. Auch beherrschten sie die Kunst, schmelzendes Eisen und Kupfer zu Waffen und Werkzeugen zu verarbeiten. Das Volk wurde jedoch recht früh von den Nama und Herero unterdrückt. Im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika erhielten sie bis 1906 ein eigenes Stammesgebiet, da sie den Deutschen bei der Niederschlagung von Aufständen gedient hatten.

Seit 1973 gibt es das 4,7 Millionen Hektar große Damaraland (nördlich von Windhoek), dessen Verwaltungshauptstadt Khorixas ist. Hier leben heute nur ein Viertel der 105.000 Damara, die ihre Kultur fast vollständig verloren haben. Die meisten sind auf Farmen oder in den Städten beschäftigt.

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Nama

Als ursprüngliches Nomadenvolk haben die Nama (auch „Hottentotten“ genannt) von der Viehzucht sowie vom Jagen und Sammeln von Feldfrüchten gelebt. Die Vorfahren dieses Volkes, das sich selbst als Khoi-Khoi („die wahren Menschen“) bezeichnet, lebten entlang des Oranje Flusses. Von weißen Farmern wurden sie kontinuierlich in den Norden des Landes gedrängt. Die Nama hatten oftmals Auseinandersetzungen mit anderen Völkern, wie den Hereros. Sie beschäftigten häufig Damara oder San als Dienstleute. Zu den bekanntesten Nama zählen Jonker Afrikaaner und Hendrik Witbooi.

Heute leben ca. 90.000 Nama in Namibia, von denen ein Großteil im südlich gelegenen Namaland ansässig ist. Die Nama leben heute überwiegend auf den Farmen als Viehhierten. Sie sind ein recht künstlerisches Volk, die Frauen stellen in vielen Städten ihre traditionelle Kunst aus. Eine Besonderheit sind Teppiche und Decken aus zusammengenähten Häuten heimischer Tiere.

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Herero

Die Herero sind ein klassisches Viehzüchtervolk. Schon vor Jahrhunderten wanderte das Hirtenvolk der Herero aus den Savannen Ostafrikas nach Nordnamibia, um dort nach Weideland zu suchen. In späteren Jahren zogen sie weiter nach Süden und trafen dort auf die Nama. In der Mitte des Landes kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Völkern. In der Schlacht am Waterberg 1904 kämpften sie gegen die deutsche Kolonialherrschaft, von der sie fast völlig vernichtet wurden.

Es leben heute ca. 100.000 Herero in Namiba. Die Hererofrauen fallen noch heute wegen ihrer wilhelminischen Tracht (Gewänder, Kopfschmuck) besonders auf. Trotz der Unterdrückung ihrer Kultur und der starken Verluste haben die Herero ihren Stolz nie verloren. Alljährlich findet Ende August der „Maharero Day“ statt, wenn die Herero in „ihrer“ Hauptstadt Okahandja farbenfroh durch die Straßen ziehen.

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Himba

Die Himba sind das letzte Nomadenvolk Namibias. Die ca. 5.000 Himba leben im nordwestlichen Kaokoland, wo sie vor allem Rinder- und Ziegenzucht sowie Mais- und Kürbisanbau betreiben. Das Volk, das sich zu einem Großteil von geronnener Kuhmilch ernährt, konnte seine reiche Kultur und Bräuche überwiegend bewahren. Ein besonderes Verhältnis haben die Himba zu ihren Verstorbenen. Sie schreiben den Toten eine bestimmte Rolle für ihr Leben zu. Um eine Verbindung zwischen Lebenden und Verstorbenen aufrechtzuerhalten, hüten sie ein heiliges Feuer, das niemals gelöscht werden darf. Eine lange Tradition hat bei den Himbas auch das Handwerk. Die Himba-Frauen tragen reichen Schmuck und haben aufällige Frisuren.

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Owambo

Die Owambo sind mit rund 800.000 Menschen die weitaus größte Bevölkerungsgruppe in Namibia. Sie haben sich schon seit dem 16. Jahrhundert überwiegend im Norden des Landes (an der angolanischen Grenze) angesiedelt. Heute leben sie hauptsächlich vom Reis- und Hirseanbau sowie von der Rinderzucht. In ihrer Heimatregion gibt es kaum Bodenschätze und wegen des hohen Salzgehaltes des Bodes ist eine Landwirtschaft nur unter erschwerten Bedingungen aufrechtzuerhalten. Die bantu-sprechenden Owambo stellen heute den höchsten Prozentsatz unter den Industrie- und Minenarbeitern dar. Die früher übliche Polygamie ist durch Einehen abgelöst worden.

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Rehobother Baster

Im Jahre 1871 haben sich die ca. 22.000 Baster in dem von ihnen gegründeten Ort Rehoboth niedergelassen. Die Nachkommen von Nama-Frauen aus dem südlichen Kapland und burischen Einwanderern wurden meist „Farbige“ oder „Baster“ („Bastarde“) genannt. In ihrer „selbstverwalteten“ Stadt wurden sowohl deutsche als auch südafrikanische Kolonialherren toleriert.

Heute leben ca. 60.000 Baster in Namibia. Das afrikaans-sprechende Volk lebt überwiegend von der Viehzucht oder dem Anbau von Zuckerroh. Viele Baster gehören einer höhergestellten Schicht an und wirken einflussreich in Politik und Kultur.

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Kavango

Die rund 120.000 Kavango, die entlang des (O)Kavango-Flusses und im Caprivi-Streifen leben, haben ihre bäuerliche Lebensweise mit ihren alten Traditionen aufrechterhalten können. Sie leben hauptsächlich vom Ackerbau (Mais, Erdnüsse, Kürbisse und Zitrusfrüchte), Viehhaltung, Fischfang und dem Anbau von Baumwolle. Auch die Holzschnitzerei ist zu einem der wichtigsten Industriezweige in dieser Gegend geworden.

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Tswana

Die Tswana sind mit ca. 10.000 Menschen die kleinste kulturelle Gruppe in Namibia. Sie leben zwischen Epukiro und Aminuis im Osten und Walvis Bay im Westen. Heute leben die Tswana überwiegend in Farmgemeinschaften oder besitzen eigene Farmen. Ihre kulturelle Identität haben sie auf Grund ihrer geringen Anzahl fast vollständig verloren.

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Weiße

Die Weißen kamen überwiegend als deutsche Missionare Anfang des 19. Jahrhunderts nach Südwestafrika. Die Kirchen und Gebäude in Lüderitz und Swakopmund zeugen von dieser Vergangenheit.Heute leben von den 80.000 Weißen noch ca. 20.000 deutschstämmige Namibier im Land. Sie sind im Handel, in der Landwirtschaft und im Dienstleistungsgewerbe tätig.

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