F e r n w e h-Pur... Reisebericht

7.- 8. Tag
Aus - Lüderitz -Tirasberge

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7. Tag Lüderitz (23. Juni)


An unserem siebten Namibia-Tag geht es nach Lüderitz, einer Stadt mit deutscher Vergangenheit. Auf dem Weg nach Lüderitz sehen wir erstmalig die große weite Namib-Wüste (Fels- und Sandwüste). Am Rand des Diamantensperrgebietes, in dem auch heute noch nach den wertvollen Schmuckstücken gesucht wird, ist die Straße (wenige Kilometer vor Lüderitz) durch Sandverwehungen gekennzeichnet.

Die von Adolf Eduard Lüderitz gegründete und nach ihm benannte Stadt zählt heute ca. 8.000 Einwohner. Sie wurde auf nacktem Granitfelsen gebaut. Das Klima in Lüderitz ist oft rauh, was auf den Seenebel und die Sandstürme zurückzuführen ist. Wie bildet sich dieser für Namibia doch ungewohnte Nebel und wieso sind die Temperaturen in der Lüderitzbucht oft recht niedrig? Die Wassermassen des Benguela-Meeresstroms werden in der Antarktis-Region abgekühlt. Die Luftmassen über dem Drift kühlen ebenfalls starb ab, so dass nur noch eine geringe Feuchtigkeit vorhanden ist. Wenn die Luftmassen das Land erreichen, erwärmen sie sich und verlieren Wasser. Für Regenfälle ist die Luft zu trocken. Dies führt schließlich zu dem typischen Nebel in der Lüderitzbucht. Wir fahren langsam durch das gepflegte Lüderitz und landen in einer hauptsächlich von Schwarzen bewohnten Wohngegend mit farbenfrohen Häusern. Am Hafen halten wir nach Schiffstouren Ausschau. Wir würden gerne eine kleine Exkursionen in der Lüderitz-Bucht unternehmen. Es gibt diese Touren nur einmal täglich, und zwar um acht Uhr morgens. Vom Stadtkern aus gehen wir in Richtung Felsenkirche. Auf dem Weg bewundern wir die vielen alten Kolonialhäuser, auch das bekannte Goerke-Haus (im Fachwerkstil!) ragt auf einem Berg hervor. Vom Wahrzeichen der Stadt, der 1911 gebauten evangelisch-lutherischen Felsenkirche, haben wir einen wunderschönen Ausblick auf die Lüderitz-Bucht.

In der Diaz-Straße entdecken wir das Stadt-Museum. Leider ist heute Sonntag und das Museum geschlossen. Wir haben Glück! Als wir vom Eingang aus einen Blick ins Innere werfen wollen, spricht uns eine Dame auf Deutsch an. „Normalerweise haben wir sonntags geschlossen. Sie können sich aber sehr gerne umsehen.“ Gesagt, getan. Es hat sich gelohnt. Die Museumsausstellung bietet einen interessanten Einblick in die facettenreiche Vergangenheit Lüderitz‘ sowie den Diamantenabbau. Auch für Mineralologen ist dieses Museum ein Muss.

Die Nacht wollen wir auf dem staatlichen Campingplatz, der sich an der Spitze der Haifisch-Insel befindet, verbringen. Wunderschöne Klippen, rauschendes Meer – was will man mehr! Der kalte Benguela-Meeresstrom führt große Mengen Plankton mit sich und sorgt damit für großen Fischreichtum. Wir können uns schwer für einen Stellplatz entscheiden, da alle Spots einen atemberaubenden Blick auf die Bucht von Lüderitz bieten. Einen Nachteil entdecken wir dann doch: Der Campingplatz liegt nicht geschützt und der Wind weht recht stark. Wir stellen uns mit Schrecken die Nacht in einem nicht windgeschützten Dachzelt vor. Eine solche traumhafte Kulisse finden wir nicht wieder – wir entscheiden uns endlich für einen Platz, der direkt an einer Meeresklippe „im Windschatten“ liegt.

Die verbliebenen Nachmittagsstunden dienen der Entspannung und Planung der weiteren Reiseroute. Zudem habe ich mit den Vorbereitungen auf unseren Besuch im Etosha Park begonnen. Die US-Amerikanerin Katy Payne beschreibt in ihrem Buch „Stiller Donner“ das Verhalten und die geheime Sprache der Elefanten. Einen Teil ihrer Beobachtungen hat Payne im Etosha-Park erlebt. Sie erzählt lebendig über die Angewohnheiten und Eigenheiten der Dickhäuter. Das beschriebene Verhalten können wir später im Etosha-Park wiedererkennen und deuten.

Nach dieser kurzen tierkundlichen Exkursion schauen wir uns das Lüderitz-Denkmal an, das an der Haifisch-Insel herausragt. Nach einem spektakulären Sonnenuntergang über dem Meer suchen wir uns am Abend ein windgeschütztes Plätzchen neben unserem Auto. Auf einmal wird die Ruhe getrübt. Zwei südafrikanische Großfamilien bauen ihr Quartier direkt neben unseren Stellplatz auf. Nach mehr als einer Stunde, als endlich alle Zelte platziert sind, wird wieder eingepackt. Was ist passiert? Die „Mutter der Kompanie“ erklärt uns, dass es ihnen zu windig sei. Zudem wäre eines ihrer Kinder krank. Vielleicht hätte man sich schon früher mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass es hier windig ist! Das Abendessen überstehen wir dann windgeschützt, die Nacht wird da schon etwas stürmiger.

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8. Tag Lüderitz – Tirasberge (24. Juni)


Nach einem eindrucksvollen Frühstück am Meer fahren wir zu „Lüderitz Safaris und Tours“ in der Bismarkstraße und kaufen uns die Eintrittskarten für die Tour durch die „Diamantenstadt“ Kolmanskuppe (Montag – Freitag 9.30 und 10.45 Uhr; Sonntag 10 Uhr; 60,- N$), die es nur dort gibt. Bei der freundlichen deutschsprachigen Dame erkundigen wir uns nach dem Touristenstandort Lüderitz, da wir der Meinung sind, dass man aus diesem Juwel touristisch viel mehr machen könnte. Es gab wohl in der Vergangenheit einige Versuche, Lüderitz auch in dieser Hinsicht aufzuwerten. Auch John Lüderitz, der Urenkel des Gründers, hat sich bemüht, dem Ort ein für Touristen attraktiveres Profil zu geben. Leider ist es nur beim Bau einer modernen Hotel- und Ferienanlage geblieben, die nach unserer Meinung nicht zum Stadtbild von Lüderitz passt. Schade, Lüderitz hätte eine Menge touristisches Potential. Dabei denken wir vor allem an unsere verpasste Bootstour sowie an die schöne Strandpromenade, auf der leider die aus anderen Ferienorten gewohnten Cafes, Restaurants und Souvenirshops fehlen. Man darf gespannt sein, wie sich dieser von seiner Geschichte und Lage bedeutende und attraktive Ort in der Zukunft entwickeln wird.

Um 9.30 Uhr beginnt dann unsere geführte Tour durch Kolmanskuppe, das ca. 15 Kilometer östlich von Lüderitz liegt. Diese „Ghost Town“ lebte Anfang des 20. Jahrhunderts vom Diamantenabbau und erlangte damit landesweite Bedeutung. Die Häuser stammen noch aus dieser Zeit und sind durch die Trockenheit zwar sehr gut konverviert, aber auch teilweise durch die vielen Sandverwehungen stark beschädigt worden. Damals ließ die Diamantenstadt keine Einrichtungen für ihre 300 deutschstämmigen und 800 namibischen Bewohner vermissen: Krankenhaus, Festsaal, Kegelbahn, Bar. Seit 1956 ist das ehemals bedeutende Städtchen verlassen. Die alten Gebäude sollen in naher Zukunft restauriert werden und für einen Anstieg der Besucherzahlen in Kolmanskuppe sorgen.

Wir verlassen Kolmanskuppe auf der gut befahrbaren B 4. Bei Aus biegen wir nördlich in die Sand-Pad C 13 ab, auf der auch unser heutiger Campingplatz liegt: Tiras Farm. Nachdem die C 13 anfänglich einen gut befahrbaren Eindruck hinterlässt, entdecken wir einige Kilometer weiter eine Baustelle. An der Sandpiste wird gerade gearbeitet, wir müssen auf das Farmland neben der Fahrbahn ausweichen. Ein wahrer Kampf durch tiefen Sand. Ein VW-Golf ist dabei im Sand stecken geblieben. Wir sind froh, dass wir in unserem 4 x 4-Toyota sitzen und die Strecke – wenn auch im Schneckentempo - bewältigen können. Mitten in der Schönheit der Tirasberge entdecken wir bei einer kurzen Rast Nara-Melonen am Straßenrand. Dieses Kürbisgewächs ist typisch für die Gegend am Rande der Namib Wüste. Die Pflanze nimmt in dieser regenarmen Gegend mit ihren 30 Meter tiefen Pfahlwurzeln Wasser auf.

Der Empfang auf der Tiras Farm durch den Besitzer, Herrn Koch, ist sehr freundlich. Er zeigt uns den Campingplatz. Erst im vergangenen Jahr hat die Tiras Farm auf Grund der großen Nachfrage zwei Stellplätze für ihre Gäste eingerichtet. Die Plätze sind wunderschön und liebevoll aus Naturmaterialien hergerichtet worden und sind in einer einsamen Gegend inmitten der Tirasberge gelegen. Ein überdachter Tisch mit geräumigem Grill und Wasseranschluss stehen hier zur Verfügung. Auch zwei „private“ Badezimmer mit WC hat Herr Koch für seine Gäste liebevoll hergerichtet.

Wir entschließen uns, die Gegend um die Tirasberge etwas genauer zu erkunden. Auf dem Farmgelände gibt es einen befahrbaren Pad, auf dem wir eine Rundtour entlang der traumhaften Kulisse der Tirasberge unternehmen. Natürlich besteigen wir kurz einen der Berge, auf denen auch vereinzelte Köcherbäume zu finden sind. Viele Bäume gedeihen hier in den Felsspalten. Unbehagen löst bei mir allerdings die Vorstellung aus, dass auf dem Gestein auch Leoparden leben. Die Raubkatzen würden Menschen allerdings nicht angreifen, hatte Herr Koch uns zuvor beruhigt. Nur wenn ein Tier verwundert sei, könne es zu einem Übergriff kommen. Darüber hatten wir zuvor in der „Allgemeinen Zeitung“ einen Artikel gelesen. Ein Deutscher wurde vor einigen Tagen im Norden des Landes von einem verwundeten Leoparden angegriffen. Hoffentlich geht es den Tieren gut!

Nach unserem ersten Pasta-Abendessen und dem traditionellen Lagerfeuer ziehen wir uns in das mittlerweile heimische Dachzelt zurück. Der Wind hatte in den letzten Stunden sehr stark geweht und frischte in den Nachtstunden noch auf. Es wurde die stürmischste und kälteste Nacht unseres Namibia-Aufenthalts. Ich hatte in der Nacht oft das Gefühl, unser Zelt würde wegwehen und sich vom Autodach lösen. Nun konnte ich auch verstehen, weshalb der Farm-Besitzer Herr Koch uns angeboten hatte, falls wir es nicht mehr „aushielten“, in einem windgeschützten Bungalow auf dem Farmgelände zu übernachten. Wir haben es überlebt, obwohl sich der Wind doch lautstark seinen Weg um unser Zelt bahnte.

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