F e r n w e h-Pur... Reisebericht

16.- 17. Tag
Etosha Park

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16. Tag Etosha Nationalpark (2. Juli)


Den nächsten Morgen beginnen wir schon früh, da um acht Uhr eine Geparden-Fütterung im Gehege ansteht. Eigentlich sind wir gegen eine solche Art der Tierhaltung. Den Geparden scheint es hier aber gutzugehen. Sie verfügen über ein riesiges Gehege, das der natürlichen Vegetation in dieser Gegend entspricht. Dann ist es soweit: Ein riesiges Stück Fleisch wird über den hohen Zaun geworden. Die drei wunderschönen, eleganten Raubkatzen strecken sich nach ihrem (Frühstücks)-Futter und sichern sich ihre Beute. Mit blutverschmierten Schnauzen laufen sie anschließend durch ihr Gehege. Bewegung tut gut – nach einem solchen Morgenmahl. Der kleine Hund, der zum Camp gehört, bellt unaufhörlich und macht auf sich aufmerksam - natürlich hinter dem hohen, elektrisch gesicherten Zaun. Wir freuen uns, dass wir nun auch Geparden aus nächster Nähe beobachten durften. Leoparden und Geparden sind in der freien Natur nur mit viel Glück zu sehen, da sie sehr scheu sind und eher bei Nacht aktiv werden.

Nachdem wir die Formalitäten-Prozedur im Etosha Nationalpark beendet haben, wollen wir heute den westlichen Teil erkunden. Dieser Ausflug in die durch Grassfelder auf Kalksteinboden und Okondeka-Dünenfelder gekennzeichnete Vegetation entwickelt sich zu einer Enttäuschung. Wir sehen so gut wie keine Tiere.

Als wir wieder am Okaukuejo-Camp vorbei Richtung Osten fahren, lassen sich auch die „tierischen“ Bewohner des Etosha Parkes wieder blicken. Eine Horde von prachtvollen Streifengnous zieht von dannen, ein Exemplar präsentiert sich fotogen am Straßenrand. Dann entdecken wir zwei große Elefanten. Sie stehen mitten in der von kleinen, dürren Sträuchern unterbrochenen Savannenlandschaft. Genüsslich kauen sie Strauch für Strauch, sie genießen die Morgenruhe. Langsam ziehen sie in Richtung Norden weiter. Auch genießen wir hier den Anblick der Moringabäume, die über den ganzen Etosha-Park verteilt sind.

Nachdem wir an einigen Wasserstellen Zebras, Gemsboke, Strauße, Springböcke etc. bewundern durften, fahren wir in Richtung Halali weiter. In einer kargen Landschaft sehen wir drei Giraffen - wohl eine Mutter mit ihren beiden Kindern - langsam gen Straße ziehen. Sie bewegen sich recht behäbig und schauen scheu um sich. Wir verlangsamen unser Tempo und hoffen, dass wir die langhalsigen Tiere einmal aus nächster Nähe bewundern dürfen. Und tatsächlich: Sie überqueren wenige Meter vor uns die Straße. Giraffen „live“ im Etosha Park – welch‘ ein Erlebnis.

Im Halali-Camp versuchen wir, unser Mittagessen einzunehmen. Dies ist nicht ganz einfach. Neben dem Speisesaal, in dem nur Buffet angeboten wird, gibt es ein kleines Kiosk. Dort gibt es „Toast“ oder „Hamburger“, die „Hamburger“ sind leider ausverkauft. Wir bestellen einen Toast, der uns einige Zeit (ca. 30 Minuten Wartezeit) verweilen lässt. Im Dienstleistungsbereich müssen die Namibia noch einiges dazulernen.

Nach diesem doch ungewollt zweitaufwendigen Aufenthalt geht es weiter Richtung Okaukuejo. Welches Wasserloch eignet sich am besten für Elefanten: Olifantsbad. Wir sehen eine ganze Horde von Elefanten, die ein gemütliches Nachmittagsbad einnehmen. Ob klein oder groß, jung oder alt - die Elefanten saugen genüsslich mit ihren Rüsseln, tätscheln sich gegenseitig und schauen nur auf, wenn sich wieder ein Motorengeräusch von einem vorbeifahrenden Auto nähert. Auch die Kleinen genießen ihr „Olifantsbad“ und suchen die Nähe zu ihren Müttern. Beim „Abmarsch“ der Elefanten werden wir in alte Schulzeiten versetzt. In „Reih’ und Glied“ verlassen die Dickhäuter die Wasserstelle. Ein kurzer kritischer Blick des „Elefanten-Boss“ und die Herde ist im dichten Gebüsch verschwunden.

Leider müssen wir auch an diesem Tag den Etosha Park schon am späten Nachmittag verlassen. Auf der asphaltierten C 38 geht es zum Eldorado Wildlife zurück. Diesmal suchen wir uns ein ruhigeres Plätzchen, um dem nächtlichen Trubel der südafrikanischen Gäste zu entkommen. Das Abendessen soll diesmal auch für den nächsten Mittag reichen, da wir nicht wieder eine solch‘ ausgedehnte (Zwangs-) pause vor einem touristenunfreundlichen Kiosk einlegen wollen.

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17. Tag Etosha Nationalpark (3. Juli)


Nach einer diesmal etwas ruhigeren Nacht, die Südafrikaner hören wir nur aus größter Entfernung, geht es auch an diesem Mittwoch wieder auf zur Pirschfahrt in den Etosha-Park. Welche exzellenten Exemplare der vielfältigen Tierwelt erwarten uns heute? Wir wollen zügig Richtung Halali fahren, da wir uns nach zwei Tagen in der westlichen Hälfte (Okaukuejo) auf das Gebiet um das jüngste Feriencamp des Etosha konzentrieren wollen. Dort haben wir auch unser Quartier gebucht, da es sich in der Mitte des Parks befindet. Ein guter Ausgangspunkt für den nächsten Tag.

An den verschiedenen Wasserlöchern auf dem Weg gen Osten genießen wir den Anblick der Giraffen und Zebras. Wir erfreuen uns an dem friedlichen Verhalten der Tiere. Dass wir dennoch erst am Mittag Halali erreichen, hat einen „gewichtigen“ Grund. Auf der Fahrt zu den Wasserstellen „Sueda“ und „Salvadora“ entdecken wir einen Elefanten-Bullen, der mitten durch die Savanne stampft. Er bewegt sich mit recht schnellen Schritten vorwärts. Wir fahren mit unserem Fahrzeug dichter an ihn heran, versuchen aber den hektisch wirkenden Bullen nicht zu erschrecken. Das Männchen scheint auf Weibchenjagd zu sein, da er alleine unterwegs ist und sich Urin an seinen Hinterbeinen befindet. Ein typisches Zeichen für die so genannte „Myth“, die wenige Wochen im Jahr andauert und in der die Männchen um die Vorherrschaft bei ihren Verehrerinnen kämpfen. Da ich gerade das Buch „Stiller Donner“ lese, weis ich das Verhalten des Elefanten einzuschätzen. Mir ist auch bewusst, dass die Bullen während dieser Zeit sehr gefährlich sein können. In diesen Momenten verspüren wir noch keine Bedrohung durch den herannahenden Elefanten und bewegen uns im Gleichschritt mit ihm. Wir legen einige Meter zurück und stellen uns auf die den Weg kreuzende Straße, an der schon einige Autos warten. Der Elefant kommt bis auf wenige Meter zu uns heran. Er ist schon in Fotoentfernung, da erkennen wir ein eindeutiges Verhalten: Der Bulle schlackert mit den Ohren, krümmt seinen Rüssel und macht hektische Bewegungen. Dies ist ein deutliches Zeichen für uns: Er möchte die Straße überqueren, ohne durch Fremdeinflüsse gestört oder gar gehindert zu werden. Hastig marschiert er weiter und hält nur selten für einen trocken Strauch-Happen an. Wir fahren weiter und beobachten das Männchen von einem sicheren Platz aus. Seine Stoßzähne sind nur noch zur Hälfte vorhanden. Entweder hat er sich bei einem Unfall verletzt oder sie sind ihm abgeschliffen worden. Elfenbein ist eine wertvolle Ware auf dem internationalen Markt und Tausende von Elefanten wurden in der Vergangenheit wegen ihrer Stoßzähne getötet. Diese fast hautnahe Begegnung ist eine der Höhepunkte unserer Reise. Wir haben den Anblick aus der Nähe genossen, obwohl man sich natürlich fragt, ob ein derart – von uns verursachter – Eingriff in die Lebenswelt und den Fortbewegungsdrang des Elefanten richtig war. Das ist eine nicht einfach zu beantwortende Frage!

Nach einem kurzen Snack im Halali Camp „pirschen“ wir weiter zum Wasserloch „Nuamses“. Dort sehen wir eine Horde von Elefanten, die gerade – pitschnass – von ihrem Mittagsbad zurückkehren. Die Haut der Dickhäuter ist fast schwarz und mit Schlamm bedeckt. Schade, an diesem großartigen (Elefanten-) Tag sind wir wenige Minuten zu spät. Wir sollten aber noch unsere Chance bekommen!

Weiter geht es östlich Richtung Batia und wir stellen uns eine ernsthafte Frage, die uns bereits in den beiden Tagen zuvor bewegt hat: Was passiert, wenn wir hier im Park eine Reifenpanne haben? Das Verlassen des Autos ist strikt untersagt, kein Besucher darf nur einen (Menschen-) Fuß auf den Boden des Etosha setzen. Zwar gibt es im Park einige wenige Picknickplätze, die dann auch wegen der wilden Tiere eingezäunt sind. Ein Zoo – nur diesmal für die Menschen. Diese Areas sind aber rar. Uns fällt spontan keine andere Lösung ein, als im akuten Fall auf die nächste Patrouille zu warten. Wir hoffen, dass wir nicht in diese Verlegenheit kommen werden und halten weiter Ausschau nach seltenen Wesen. Eine große Attraktion wurde uns bisher vorenthalten: Löwen. Die wohl mächtigsten Tiere der Welt gehören zu den „Big Five“ und würden unsere Liste – neben den ebenfalls bisher noch nicht gesichteten Nashörnern – vervollständigen.

Natürlich dürfen wir an diesem Nachmittag wieder eine Giraffe aus nächster Nähe beobachten, die vorsichtig umherschauend die Straße vor uns überquert. Am Wasserloch in „Goas“ bahnt sich ein weiterer Höhepunkt des Tages an. Ein Elefantenbulle steht seelenruhig neben der Trinkstelle und schaut genüsslich in die weite Landschaft. Nach ca. 20 Minuten kündigt sich der Familienverband an. Rund 20 Elefanten spazieren an die Wasserstelle. Sie sonnen sich, trinken, baden und und genießen den milden Nachmittag. Die kleinen Dickhäuter spielen miteinander. Der Anblick dieser Elefantenschar ist faszinierend. Wir verbleiben in Goas und sind später um einiges schlauer: Es gibt tatsächlich auch homosexuelle Elefanten.

Nach dieser Erkenntnis fahren wir zum 1967 eröffneten Halali Camp (160,- N$), dessen Name aus der deutschen Jagdsprache stammt: „Die Jagd ist zu Ende“! Nun ist relaxen angesagt und ich springe in den doch recht kühlen Pool. Die Stellplätze in diesem Camp sind eng. Wir haben Glück, dass wir nicht wieder in ein Rudel lärmender Südafrikaner gelangt sind. Nach einer italienischen Mahlzeit und dem täglichen Lagerfeuer freuen wir uns auf die beleuchtete Wasserstelle, über die jedes der drei Etosha-Camps verfügt.

Gegen 19 Uhr bewegen wir uns in Richtung der nächtlichen Attraktion. Dort nimmt ein Elefantenbulle seine abendliche Trinkration ein. Nach der Erfahrung des Nachmittags müsste bald seine Horde anrücken. Wir sind gespannt. Die Kulisse der Wasserstelle erinnert an ein Theaterstück. Ein Strahler wirft Licht auf das Dunkel der Nacht, die Zuschauer sitzen hinter kleinen felsenartigen Steinen auf Bänken und genießen die Show. Der Elefanten-Bulle schwindet in die Dunkelheit. Wir warten und hoffen, dass sich das Verharren bei den mittlerweile doch recht kühlen Temperaturen lohnt. Es lohnt sich.

Auf einmal erblicken wir eine Horde von Elefanten, die aus den dunklen Sträuchern der Nacht hervortreten. Die Dickhäuter kommen also wieder. Der Bulle hat die Wasserstelle begutachtet und seine Horde herbeigeholt. Wir sind glücklich. Was für ein Anblick und welch’ ein Spektakel sollte sich daraufhin ereignen. Die Dickhäuter gehen ihren Ritualen nach. Eine beeindruckende Show in einer einmaligen „Theaterkulisse“. Die Elefanten wollen sich durch niemanden stören lassen. Auch die kleinen Wölfe werden schnell verjagt. Ein Nashorn bewegt sich auf die Wasserstelle zu und wird von der Horde misstrauisch beäugt. Als sich das Nashorn den Elefanten nähert, ergreift ein junges Tier die Initiative. Ein kurzer Schwenk mit dem Rüssel, kurzes Tröten und das Nashorn ergreift die Flucht. Wie leicht sich doch ein junger, kleiner Dickhäuter im Kreise seiner Horde gegen das wesentlich größere Nashorn durchsetzen kann.

Das abendliche Spektakel ist aber längst noch nicht beendet. Nachdem die Elefanten zum Rückmarsch angetreten sind, bleiben zwei zurück: Ein Weibchen und ein Männchen. Und die Mondschein-Romanze nimmt ihren Lauf..... Wir genießen die Vertrautheit der beiden jungen Elefanten und verabschieden uns nach dieser knapp vierstündigen Elefanten-Show in unser Dachzelt. Welch’ ein Tag!!

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