F e r n w e h-Pur Reisebericht

Namibia

Tagebuch einer dreiwöchigen Rundreise mit Geländewagen
und Dachzelt vom 17. Juni bis 9. Juli 2002

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1. Tag Hamburg - Windhoek (17. Juni)
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Am 17. Juni ist es endlich soweit: Das Abenteuer Namibia kann beginnen. Wir starten am Nachmittag von Hamburg-Dammtor mit dem ICE Richtung Frankfurt-Flughafen. Dort steigen wir in die 747-400 der Air Namibia, die pünktlich um 22.45 den Rhein-Main Flughafen mit Ziel Windhoek verlässt. Der rund 9½-stündige Flug ist recht komfortabel, der Sitzabstand scheint bei Air Namibia größer als bei anderen Fluggesellschaften zu sein. Zudem servieren die freundlichen Flugbegleiter ständig kühle Getränke, das Essen ist besser als sonst „in der Luft“.

2. Tag Windhoek (18. Juni)
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Nach kilometerlanger Savannenlandschaft erblicken wir beim Landeanflug auf Windhoek endlich eine asphaltierte Landebahn. Irgendwo im nirgendwo sind wir gelandet! Um 7.30 Uhr Ortszeit (eine Stunde Zeitverschiebung) betreten wir erstmalig afrikanischen Boden.

Am „Chief Hosea Kurako Airport“ treffen wir – wie vereinbart - einen freundlichen Mitarbeiter von Safe! Cars, bei denen wir unseren Toyota Hilux 2700i (mit Campingausrüstung und Dachzelt) bestellt hatten. Leider wartet er nicht auf uns, wir sind nicht auf seiner Liste vertreten. Glücklicherweise hat er noch zwei Plätze im Bus frei. Wir dürfen also mitfahren.

Die erste Station führt uns dann nicht direkt nach Windhoek, sondern in ein Souvenir- und Trophäengeschäft, das sich auf halber Strecke zwischen Flughafen und City befindet. Dort dürfen wir uns „umschauen“. Es ist schon recht merkwürdig, wenn man nach einem langen Flug um acht Uhr morgens einen ausgestopften Löwen sowie eine Giraffe in Lebensgröße präsentiert bekommt. Die Inhaber begrüßen uns mit einem freundlichen „Guten Morgen“.

Nach dieser kurzen, tierkundlichen Einführung („so nah werden wir nie wieder neben einem Löwen stehen“) geht es nun durch die Innenstadt von Windhoek in unsere Unterkunft, das Puccini House (4 Puccini Street; Tel. 061-236 355; email: puccinis@nweb.com.na). Das Backpackers liegt nur wenige 100 Meter vom Standzentrum entfernt. Die namibischen Gastgeber empfangen uns freundlich, auch vier aufgeregte Hunde bellen uns ein herzliches „Welkom“ entgegen. Wir haben diese Unterkunft gewählt, da wir nahe der Innenstadt sein wollten und auch der Preis von 160,- N$* (ca. 16,- Euro) pro Doppelzimmer stimmt. Ein echter Glücksgriff! Das Zimmer ist geräumig, die sanitären Anlagen sehr sauber. Die Gastgeberin steht uns mit Rat und Tat zur Seite.

Bald starten wir zu unserer ersten Erkundungstour durch Windhoek. Wir haben uns vorher entschieden, erst am nächsten Tag mit unserer großen Namibia-Rundreise zu beginnen. Dieser Ankunftstag erschien uns zur Eingewöhnung und Erledigung einiger notwendiger Reisevorbereitungen vor Ort (Reservierungsbüro, Kleidung, Apotheke) sinnvoll. Zudem lohnt sich eine Sight-Seeing-Tour durch Windhoek.

Zuerst führt uns der Weg in die Luisen-Apotheke auf der Independence Avenue (ehemalige Kaiserstraße), der Hauptstraße Windhoeks. Dort erkundigen wir uns bei einem deutschsprachigen, kompetenten Apotheker nach den Gefahren einer Malariaerkrankung im Norden des Landes (Etosha-Nationalpark etc.). Wir entscheiden uns für eine Prophylaxe und decken uns mit Mückenspray („Peaceful Sleep“) und Sonnenmilch (Lichtschutzfaktor 30) ein. Natürlich muss bei einem Namibia-Urlaub auch die Kleidung stimmen. Ein Besuch bei Holtz-Safari (Gistav Voigt Centre, Independence Avenue 129; Tel. 061-35941) verleiht uns ein wahres Safari-Gefühl, auch der „Ranger“-Hut darf dabei nicht fehlen. Die Wahl der hellen Kleidung mit langärmligem Hemd zahlt sich auch als so genannte Expeditionsprophylaxe aus.

Müssen wir unsere Camping-Übernachtungen - wie wir vorher gelesen haben - im voraus buchen? Das wollen wir im staatlichen Reservierungsbüro der Naturschutzbehörde wissen. Eine Buchung ist für den Etosha-Nationalpark dringend zu empfehlen. Wir entscheiden uns, erst den weiteren Verlauf der Reiseroute abzuwarten und den Campingplatz im Etosha eine Woche vor unserer Ankunft zu buchen. Eine gute Entscheidung, da die Übernachtungskapazitäten doch sehr begrenzt sind. Für die Hauptsaison ist eine rechtzeitige Buchung mehrere Wochen im voraus dringend notwendig.

Natürlich werfen wir auch einen Blick auf die deutschsprachige Tageszeitung in Namibia, die „Allgemeine Zeitung“. Dieses unabhängige Blatt, das seit 1914 erscheint, berichtet sowohl über nationale als auch über internationale Ereignisse in Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur etc.. Im nationalen Teil kommen auch die Farm- und Jagdnachrichten zur Sprache. Die internationale Berichterstattung konzentriert sich überwiegend auf Deutschland. Es ist schon interessant, im fernen Namibia die aktuellsten Entwicklungen in der Heimat zu lesen.

Nach der Pflicht steht nun die Kür auf dem Programm: Die Sehenswürdigkeiten von Windhoek. Die Stadt, die auf 1650 Meter Höhe ü.d.M. liegt, hat ihren Namen („Windecke“) von dem Nama Häuptling Jan Jonker Afrikaaner erhalten. Ein Rundgang führt uns zu der 1910 eingeweihten neuromanischen Christuskirche. Direkt gegenüber von dem Gotteshaus erblicken wir das Gebäude der Nationalversammlung, den „Tintenpalast“. Wahrlich kein Prachtbau, die Parkanlage vor dem Regierungsgebäude ist da schon beeindruckender. Der 1913 errichtete Tintenpalast hat seinen Namen von den Beamten, die dort früher ihre Schreibarbeiten mit Feder und Tinte ausgeführt haben. Am Reiter-Denkmal vorbei gehen wir in Richtung der „Alten Feste“. Die „Alte Feste“ wurde 1890 von den Kolonialsoldaten gebaut und beherbergt heute das namibische Staatsmuseum. Nebenan liegt das Restaurant „Afrika“. Dort dürfen wir das erste landestypische Essen genießen. Die Spezialitäten aus Namibia und dem übrigen Süd-, West- und Ostafrika sind sehr empfehlenswert und für den europäischen Gaumen doch recht scharf. Natürlich probieren wir auch den namibischen Maisbrei („Mille-Pap“). Dabei darf natürlich auch ein „Windhoek Lager“ nicht fehlen. Eine Reservierung ist in diesem Restaurant, das von dunkelhäutigen Namibiern geführt wird, empfehlenswert (Tel: 061-247178). Da es schon dunkel ist, fahren wir mit einem Taxi ins Puccini House zurück.


*Alle Übernachtungspreise beziehen sich auf zwei Personen (inkl. Parkeintritt).

3. Tag Windhoek - Hardap Damm (19. Juni)
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Pünktlich um 9 Uhr werden wir von Safe!Cars abgeholt und zum Büro gefahren. Dort erhalten wir nach Klärung aller Formalitäten eine umfassende Einweisung zu unserem Fahrzeug und dem fahrbaren „Heim“, das uns die nächsten knapp drei Wochen begleiten wird. Unser Toyota Hilux 2700i (single cabin mit Klimaanlage + kompletter Campingausrüstung + Dachzelt) weist einen Kilometerstand von 102.000 auf und ist in einem guten Zustand. Das Dachzelt scheint mühelos entfaltbar zu sein. Wir werden es sehen! Erstaunen löst bei uns die Campingausrüstung aus: Von Schneidemesser- und brett über Kartoffelschäler und Nudelgabel ist alles komplett vorhanden. Und es ist geschickt in Expeditionskisten verstaut. Das Kühlfach hatten wir uns größer vorgestellt, sperrige Milchprodukte wird es die nächsten 20 Tage wohl nicht geben. Die beiden Wasserkanister werden sofort aufgefüllt. Wasser ist in einigen Teilen Namibias rar und nicht alle Campingplätze verfügen über einen Wasseranschluss. Mit dem Doppeltank können wir mindestens 800 km weit fahren. Das dürfte bis zur nächsten Tankstelle reichen!

„Viel Glück und kommen Sie gesund wieder!“ So werden wir bei Safe!Cars verabschiedet. Das Abbiegen in die Straße und dann auf die LINKE Fahrspur. Es hat geklappt! Unser erstes Ziel ist der Pick‘n Pay- Supermarkt in der Wernhil Park-Mall in Windhoek. Dort kaufen wir alle noch fehlenden Ausrüstungs- und Verpflegungsgegenstände für die nächsten drei Wochen ein. Von Camping- und Haushaltszubehör über Tiefkühljoghurt, Obst und Gemüse bis zu frischem Fleisch und Fisch gibt es dort alles. Die Auswahl ist ernorm, die Preise sind meist um die Hälfte günstiger als in Deutschland.

Jetzt geht es los, über die B1 südlich Richtung Rehoboth. Kurz hinter der Stadtgrenze von Windhoek warten die ersten „wilden“ Tiere auf uns. Paviane schlängeln sich am Zaun entlang und beobachten den doch für deutsche Verhältnisse geringen Verkehr. Die gut befahrbare asphaltierte B1-Straße bietet sich hervorragend zur Eingewöhnung ans Linksfahren.

Kurz hinter Rehoboth biegen wir in die C 24 zum Oanob Damm ab. Dort machen wir unser erstes Picknick und genießen zum ersten Mal die unglaubliche Stille und Weite Afrikas. Kein Geräusch weit und breit. Weiter geht es an Kalkrand vorbei auf die C20 Richtung Stampriet. Später biegen wir in eine Pad (namibische Bezeichnung für Straße) ein, die roten Sand und eine rötlich gefärbte Landschaft bietet. Ein Hauch der Kalahari-Wüste umringt uns.

Unsere erste Nacht verbringen wir in der Anib Lodge (Tel. 063-240529; email: anib@natron.net). Dort werden wir, nachdem wir die prächtige „Palmen“-Straße entlang gefahren sind, mit einem unerwarteten „Grüß Gott“ begrüßt. Peter, der Neffe des österreichischen Pächters, absolviert gerade ein Praktikum in der Lodge. Freundlich zeigt er uns den Campingplatz: Vier sehr schön hergerichtete Stellplätze mit Grill, Wasseranschluss, Kakteen und je ein eigenes Häuschen mit Dusche und WC (170,-N$). Es sollte – mit einer Ausnahme - das einzige „eigene“ Badezimmer auf der Reise bleiben. Welch ein Luxus, den wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu schätzen wissen!

Das erste Dachzelt-Aufklappen verläuft reibungslos. In Minutenschnelle steht das 1,40 x 2 Meter große Gehäuse. Das Feuer brennt auch schnell, die ersten Würstchen liegen bald auf dem Grill. Wir genießen den ersten Sonnenuntergang und stoßen mit einem „Windhoek Lager“ auf unseren Urlaub an. Bisher hat alles an diesem ersten richtigen Tag hervorragend geklappt. Daraufhin entschließen wir uns, der Bar auf der Anib Lodge einen kurzen Besuch abzustatten. Dort lernen wir bei einem Windhoek Lager und einem Gläschen Sekt auch den österreichischen Pächter kennen, der uns mit wertvollen Tipps für den weiteren Verlauf der Reise zur Seite steht. Überhaupt fühlen wir uns in der Bar sehr wohl. Ein sehr schöner Speiseraum mit einem angrenzenden Kaminzimmer, in sich auch die gemütliche Holz-Theke befindet. Kurz vor Mitternacht kommt richtig Stimmung auf. Bei Musik von Frank Sinatra werden einige der Gäste feiern. Es sind zwei Paare, die ihren „Honeymoon“ in Namibia genießen. Die Flasche Sekt geht auf Kosten des Hauses. Wir können nicht glauben, dass wir mitten in Afrika sind. Nur die Stille, die Entfernung zum nächsten Nachbarn (ca. fünf Kilometer) und der rote Kalahari-Sand geben uns das Gefühl des schwarzen Kontinents.

Die erste Nacht im Zelt ist, nicht zuletzt wegen der Matratze, erstaunlich bequem. Die Leiter, die zum Dachzelt führt, habe ich anfangs nicht getraut. Trotz der Tagestemperaturen von 20º bis 25ºC kann es nachts bis auf den Gefrierpunkt abkühlen. Wir genießen die klare und saubere Luft. Wenn sie nicht ganz so kalt wäre....

4. Tag Hardap Damm - Köcherbaumwald (20. Juni)
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Am nächsten Morgen geht es weiter zum Hardap Damm. Wir einigen uns darauf, dass ich immer die „Frühschicht“ im Auto übernehme. Gegen Mittag ist dann Fahrerwechsel und Stefan wird uns durch die traumhaften Landschaften Namibias fahren.

Der Hardap Damm stellt die größte Stauanlage zur Trinkwasserversorgung Namibias dar. Bei Entrichtung der Eintrittsgebühr (60,- N$) im „Office“ begegnet uns erstmalig eine namibische Eigenart bei der Zahlweise. „Twenty Dollars for the car, please.“ Neben dem Eintritt für zwei Personen muss immer für das Auto (!) bezahlt werden. Das wird uns in allen staatlichen Naturparks und Camps begegnen und uns jedes Mal zum Schmunzeln bringen. Zum ersten Mal erleben wir hier einen afrikanischen Wildpark. Springböcke laufen über die Hügel, die Weite des zum Namibia Wildlife Resorts gehörenden Naturschutzgebietes ist erstaunlich. Eine echte Oase der Ruhe!

An einer Straußenfarm und mehreren sich auf Bahngleisen ausruhenden Pavianen vorbei geht es Richtung Marienthal. Dort wollen wir im Spar-Markt noch einge Dinge besorgen, an die wir in Windhoek nicht gedacht hatten. Die Anfahrt zum Supermarkt erweckt keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Auf dem Parkplatz „lungern“ sehr viele Einheimische herum, im „Spar“ fühlen wir uns eigentlich recht sicher.

Bei Keetmanshoop biegen wir in die Pad C17 ab. Unsere erste namibische Schotterstraße, von denen noch so viele folgen sollten. Wir folgen mit 50 Stundenkilometern der Pad, unterwegs begegnen uns einige Pferdekutschen. Die Menschen grüßen freundlich.

Im Quivertree Forest Camp wollen wir unser Nachtlager aufschlagen. In diesem Camp befindet sich der berühmte Köcherbaumwald, der besonders bei Sonnenuntergang ein prächtiges Farbenspiel bietet. Nach dem Bezahlen im Office hält Stefan plötzlich inne: „Ich habe zwei Geparden gesehen. Hoffentlich sind die im Gehege.“ Wir erkennen zwei Geparden, die in einem kleinen Gehege umherstolzieren. Eine Art der Tierhaltung, die man überaus kritisch betrachten muss. Wir schenken den Raubkatzen keine große Beachtung, da wir diese oftmals für die Tiere qualvolle Haltung nicht unterstützen wollen.

Nachdem wir uns einen lauschigen Platz im Camp gesucht haben, ist es auch schon Zeit, den Köcherbaumwald näher zu betrachten. Die Köcherbäume (afrikaans: „Kokerboom“) bieten vor allem bei Sonnenuntergang ein gigantisches Farbenspiel und sind Motiv für jede Postkarte. Die bis zu neun Meter hohen Gewächse sind Sukkulenten und benötigen bis zur Blüte zwischen 20 und 30 Jahren. Köcherbäume, die bis zu 300 Jahre alt werden können, haben ihren Namen von den Buschmännern erhalten, die früher die Äste der Bäume aushöhlten. Die das Pflanzenmark umgebende Rinde diente dabei als Köcher für die Pfeile. Namibia hat als einziges Land der Erde Naturschutz in seine Verfassung aufgenommen. Auch diese Baum-Aloen gehören dazu. Die Idylle wird nur von zwei Bussen getrübt, die jeden Abend ca. 30 (meist deutsche) Touristen zum Foto-Shooting befördern.

5. Tag Köcherbaumwald – Ai-Ais (21. Juni)
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Am nächsten Morgen geht es an zwei hungrigen Geparden vorbei in Richtung Naute Damm. Dazu verlassen wir die asphaltierte B1 südlich von Keetmanshoop und biegen in die Pad 545. Die Pads in Namibia werden stets von privatem Farmland umgeben, das eingezäunt ist und größtenteils der Tierbewirtschaftung dient. Dieser 1972 erbaute Damm dient zur Trink- und Brauchwasserversorgung von Keetmanshoop. Wir genießen den schönen Ausblick und erfreuen uns an den liebgewonnenen Köcherbäumen, die auch dort vereinzelt vertreten sind.

An einer Bahnstrecke entlang, auf der auch – wahrscheinlich im Tagesrythmus – Züge fahren, geht es in die Fish River Canyon-Region. Der Fish River Canyon ist vorwiegend während der Pluvialzeiten (regenreiche Klimaepoche) entstanden und ist in Quarziten, Dolomiten und Kalksteinen eingegraben. Wir sind von dem Canyon, der 161 km lang ist und eine Tiefe zwischen 450 und 550 m hat, sowie von der weiten dürren Savannenlandschaft sehr beeindruckt. Am Hauptaussichtspunkt des zweitgrößten Canyons der Welt (nach dem Grand Canyon) verlassen wir das Auto und gehen ca. 30 Minuten zu einem weiteren spektakulären Spot. An dieser Stelle beginnt auch der fünftägige Fish River Canyon-Wanderweg. Die Herausforderung dieser 86km-langen Wanderung, die nur von Mai bis Ende August möglich ist, lockt uns schon. Natürlich müssen die „Fish“-Wanderer eine gute Fitness aufweisen (ärztliches Attest muss vorliegen!) und mindestens in einer Dreiergruppe unterwegs sein. Der dafür erforderliche Permit wird in der Nature Conservation-Behörde in Windhoek (Tel. 061-23 69 758) ausgestellt. Wir denken uns: „Bei unserem nächsten Besuch bewältigen wir den Fish“. Nun geht es aber erst einmal wieder ins Auto und dann Richtung Ai-Ais, wo wir unser Nachtcamp eingeplant haben. Wir wären gerne länger an diesem wunderschönen Aussichtspunkt geblieben und hätten das famose Panorama des Fish River Canyon genossen. Allerdings sind die Tage im namibischen Winter kurz: Sonnenaufgang gegen 6.30 Uhr, Sonnenuntergang gegen 17.45 Uhr. Kurz vor 18 Uhr abends muss die Herberge schon erreicht sein, die staatlichen Camps, zu denen auch Ai-Ais gehört, schließen gar bei Sonnenuntergang ihre Pforten.

Die Strecke nach Ai-Ais bietet atemberaubende Einblicke in die Canyon-Landschaft. Der südliche Teil der Pad 324 ist etwas abenteuerlich und wegen der vielen Kurven schwer zu überblicken. Die erste fahrtechnische Herausforderung auf namibischen Boden. An diese Art von Schotterstraßen werden wir uns in den nächsten 17 Tagen noch gewöhnen.

Bei Ankunft in Ai-Ais werden wir gefragt, ob wir eine Reservierung hätten. Dies verneinen wir und ernten einen erstaunten Blick des Wildlife Resorts-Angestellten. Glücklicherweise ist noch Platz vorhanden. Wie wir feststellen, ist dieser auch nicht zu knapp. Das „Ministerium für Naturschutz und Tourismus“ sieht es wohl nicht gerne, wenn Urlauber keine Reservierung vorweisen können. Wir entscheiden uns, erst einmal zur Tankstelle zu fahren, da wir das letzte Mal in Marienthal getankt haben. Dann folgt die Überraschung. „Unleaded fuel“ gibt es in Ai-Ais nicht! Eine Tatsche, die in keinem Reiseführer bisher erwähnt wurde. 600 Kilometer sind wir mit diesem Tank gefahren, eigentlich sollte ausreichend Sprit für 800 Kilometer vorhanden sein. Den Benzinverbrauch kann man natürlich zu Beginn der Reise und auf den Schotterpisten schlecht einschätzen. Außerdem liegt die nächste Tankstelle, die dann hoffentlich „unleaded fuel“ im Angebot hat, mehr als 100 Kilometer entfernt. Wir haben nun morgen die Alternative, südlich nach Noordoewer (Grenze zu Südafrika) oder den Weg nördlich zum Canyon Road House zurück zu fahren. Wenn wir uns für Noordoewer entscheiden würden, könnten wir die Strecke am Oranje Fluss, die wunderschön sein soll, entlang fahren. Wir lesen in unserem Reiseführer, dass diese Straße schlecht befahrbar sei und einige Schlammabschnitte bieten würde. Zudem sind die Übernachtungsmöglichkeiten nicht eindeutig festgelegt. Dieses Abenteuer trauen wir uns doch nicht bei unserem ersten Afrikaaufenthalt. Wir entscheiden uns für die Fahrt zum Canyon Road House, das auch auf unserer ursprünglichen Reiseroute liegt. Es ist also kein Umweg. Nachdem wir telefonisch festgestellt haben, dass es dort „unleaded fuel“ gibt, nehmen wir ein heißes Bad in den Ai-Ais-Thermalquellen. Wunderschön, bei diesem Anblick auf die die Anlage umgebenden Berge. Das Camp in Ai-Ais (125,- N$ + 60,- N$ Permit; Tel. 063-262045), nur von März bis Oktober geöffnet, gefällt uns eigentlich gut. Es ist recht künstlich angelegt, aber sehr paradiesisch. Glücklicherweise ist es nur zu einem Drittel gefüllt, bei stärkerem Andrang wäre es uns zu eng.

6. Tag Ai-Ais – Klein-Aus (22. Juni)
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Beim morgendlichen Frühstück im Goldschimmer der Bergidylle Ai Ais‘ entdecken wir einen heimlichen Beobachter: Auf einem Bergzipfel schaut uns ein Pavian seelenruhig bei der ersten Tasse Kaffee zu. Er regt sich, gähnt und genießt den Sonnenaufgang auf seine Art und Weise. Nachdem wir unsere Frühstücksutensilien eingeräumt haben, schaue ich auf den Bergzipfel: Er ist weg. Wo ist der Pavian? Auf einmal sehe ich - ca. 30 Meter von unserem Stellplatz entfernt - den morgendlichen heimlichen Beobachter. Er wartet wohl auf unsere Frühstücksreste. „Naja, die sind noch nicht so weit, ich schaue mich mal bei den anderen Camp-Gästen um“, denkt er wohl. Der Pavian läuft blitzschnell zu den anderen Plätzen. Er beobachtet, registriert und überprüft die Mülltonnen nach Essensresten.

Wir brechen kurze Zeit später auf und denken noch lange an das habgierige Gesicht des Pavians. Im Canyon Road House bekommen wir unser ersehntes „unleaded fuel“. Weiter geht es an diesem, wiederum wolkenlosen Tag Richtung Bethanien. Dort schauen wir uns das Schmelen-Haus, das 1811 von Pastor Heinrich Schmelen gebaut wurde, an. Das ehemalige Missionshaus und heutige Museum ist das älteste, von Weißen errichtete Gebäude in Namibia. Auch bekommen wir einen ersten Einblick in ein namibisches Dorf.

Nachdem uns einige Afrikaaner-Schafe am Wegesrand beobachtet haben, führt uns die heutige Tagesetappe nach Aus. In diesem kleinen Dörfchen gibt es alles Lebensnotwendige: Kirche, Polizei, Post, Tankstelle, Supermarkt. Nach der Erfahrung von gestern tanken wir hier. Die Tankstelle in Ai-Ais war übrigens die einzige auf unserer gesamten Reiseroute, die kein „unleaded fuel“ hatte. Wir können also unbesorgt durch die Lande fahren. Später erfahren wir auch, dass die Toyota Hilux in Namibia eigentlich keinen Katalysator besitzen. Wir hätten wohl auch verbleites Benzin tanken können!

Kurz hinter dem kleinen Städtchen Aus biegen wir in die Farm „Klein-Aus“ (88,- N$; Tel. 063-258021) ein. Ungefähr drei Kilometer von der Farm entfernt liegt der Campingplatz. In einer Bergidylle, in der wir die einzigen Gäste sind, gibt es sehr saubere und recht moderne sanitäre Anlagen. Wir entscheiden uns, kurz vor Sonnenuntergang noch einen kleinen Berg-Spaziergang auf einem markierten Pfad zu unternehmen. Nach einem kurzen Anstieg erwartet uns ein atemberaubender Ausblick auf die weite Landschaft. Vereinzelte Bäume unterbrechen die Harmonie der Savannenlandschaft. Die Berge um uns herum erstrahlen im Goldschimmer des Sonnenuntergangs. So haben wir uns Namibia vorgestellt.

7. Tag Lüderitz (23. Juni)
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An unserem siebten Namibia-Tag geht es nach Lüderitz, einer Stadt mit deutscher Vergangenheit. Auf dem Weg nach Lüderitz sehen wir erstmalig die große weite Namib-Wüste (Fels- und Sandwüste). Am Rand des Diamantensperrgebietes, in dem auch heute noch nach den wertvollen Schmuckstücken gesucht wird, ist die Straße (wenige Kilometer vor Lüderitz) durch Sandverwehungen gekennzeichnet.

Die von Adolf Eduard Lüderitz gegründete und nach ihm benannte Stadt zählt heute ca. 8.000 Einwohner. Sie wurde auf nacktem Granitfelsen gebaut. Das Klima in Lüderitz ist oft rauh, was auf den Seenebel und die Sandstürme zurückzuführen ist. Wie bildet sich dieser für Namibia doch ungewohnte Nebel und wieso sind die Temperaturen in der Lüderitzbucht oft recht niedrig? Die Wassermassen des Benguela-Meeresstroms werden in der Antarktis-Region abgekühlt. Die Luftmassen über dem Drift kühlen ebenfalls starb ab, so dass nur noch eine geringe Feuchtigkeit vorhanden ist. Wenn die Luftmassen das Land erreichen, erwärmen sie sich und verlieren Wasser. Für Regenfälle ist die Luft zu trocken. Dies führt schließlich zu dem typischen Nebel in der Lüderitzbucht. Wir fahren langsam durch das gepflegte Lüderitz und landen in einer hauptsächlich von Schwarzen bewohnten Wohngegend mit farbenfrohen Häusern. Am Hafen halten wir nach Schiffstouren Ausschau. Wir würden gerne eine kleine Exkursionen in der Lüderitz-Bucht unternehmen. Es gibt diese Touren nur einmal täglich, und zwar um acht Uhr morgens. Vom Stadtkern aus gehen wir in Richtung Felsenkirche. Auf dem Weg bewundern wir die vielen alten Kolonialhäuser, auch das bekannte Goerke-Haus (im Fachwerkstil!) ragt auf einem Berg hervor. Vom Wahrzeichen der Stadt, der 1911 gebauten evangelisch-lutherischen Felsenkirche, haben wir einen wunderschönen Ausblick auf die Lüderitz-Bucht.

In der Diaz-Straße entdecken wir das Stadt-Museum. Leider ist heute Sonntag und das Museum geschlossen. Wir haben Glück! Als wir vom Eingang aus einen Blick ins Innere werfen wollen, spricht uns eine Dame auf Deutsch an. „Normalerweise haben wir sonntags geschlossen. Sie können sich aber sehr gerne umsehen.“ Gesagt, getan. Es hat sich gelohnt. Die Museumsausstellung bietet einen interessanten Einblick in die facettenreiche Vergangenheit Lüderitz‘ sowie den Diamantenabbau. Auch für Mineralologen ist dieses Museum ein Muss.

Die Nacht wollen wir auf dem staatlichen Campingplatz, der sich an der Spitze der Haifisch-Insel befindet, verbringen. Wunderschöne Klippen, rauschendes Meer – was will man mehr! Der kalte Benguela-Meeresstrom führt große Mengen Plankton mit sich und sorgt damit für großen Fischreichtum. Wir können uns schwer für einen Stellplatz entscheiden, da alle Spots einen atemberaubenden Blick auf die Bucht von Lüderitz bieten. Einen Nachteil entdecken wir dann doch: Der Campingplatz liegt nicht geschützt und der Wind weht recht stark. Wir stellen uns mit Schrecken die Nacht in einem nicht windgeschützten Dachzelt vor. Eine solche traumhafte Kulisse finden wir nicht wieder – wir entscheiden uns endlich für einen Platz, der direkt an einer Meeresklippe „im Windschatten“ liegt.

Die verbliebenen Nachmittagsstunden dienen der Entspannung und Planung der weiteren Reiseroute. Zudem habe ich mit den Vorbereitungen auf unseren Besuch im Etosha Park begonnen. Die US-Amerikanerin Katy Payne beschreibt in ihrem Buch „Stiller Donner“ das Verhalten und die geheime Sprache der Elefanten. Einen Teil ihrer Beobachtungen hat Payne im Etosha-Park erlebt. Sie erzählt lebendig über die Angewohnheiten und Eigenheiten der Dickhäuter. Das beschriebene Verhalten können wir später im Etosha-Park wiedererkennen und deuten.

Nach dieser kurzen tierkundlichen Exkursion schauen wir uns das Lüderitz-Denkmal an, das an der Haifisch-Insel herausragt. Nach einem spektakulären Sonnenuntergang über dem Meer suchen wir uns am Abend ein windgeschütztes Plätzchen neben unserem Auto. Auf einmal wird die Ruhe getrübt. Zwei südafrikanische Großfamilien bauen ihr Quartier direkt neben unseren Stellplatz auf. Nach mehr als einer Stunde, als endlich alle Zelte platziert sind, wird wieder eingepackt. Was ist passiert? Die „Mutter der Kompanie“ erklärt uns, dass es ihnen zu windig sei. Zudem wäre eines ihrer Kinder krank. Vielleicht hätte man sich schon früher mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass es hier windig ist! Das Abendessen überstehen wir dann windgeschützt, die Nacht wird da schon etwas stürmiger.

8. Tag Lüderitz – Tirasberge (24. Juni)
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Nach einem eindrucksvollen Frühstück am Meer fahren wir zu „Lüderitz Safaris und Tours“ in der Bismarkstraße und kaufen uns die Eintrittskarten für die Tour durch die „Diamantenstadt“ Kolmanskuppe (Montag – Freitag 9.30 und 10.45 Uhr; Sonntag 10 Uhr; 60,- N$), die es nur dort gibt. Bei der freundlichen deutschsprachigen Dame erkundigen wir uns nach dem Touristenstandort Lüderitz, da wir der Meinung sind, dass man aus diesem Juwel touristisch viel mehr machen könnte. Es gab wohl in der Vergangenheit einige Versuche, Lüderitz auch in dieser Hinsicht aufzuwerten. Auch John Lüderitz, der Urenkel des Gründers, hat sich bemüht, dem Ort ein für Touristen attraktiveres Profil zu geben. Leider ist es nur beim Bau einer modernen Hotel- und Ferienanlage geblieben, die nach unserer Meinung nicht zum Stadtbild von Lüderitz passt. Schade, Lüderitz hätte eine Menge touristisches Potential. Dabei denken wir vor allem an unsere verpasste Bootstour sowie an die schöne Strandpromenade, auf der leider die aus anderen Ferienorten gewohnten Cafes, Restaurants und Souvenirshops fehlen. Man darf gespannt sein, wie sich dieser von seiner Geschichte und Lage bedeutende und attraktive Ort in der Zukunft entwickeln wird.

Um 9.30 Uhr beginnt dann unsere geführte Tour durch Kolmanskuppe, das ca. 15 Kilometer östlich von Lüderitz liegt. Diese „Ghost Town“ lebte Anfang des 20. Jahrhunderts vom Diamantenabbau und erlangte damit landesweite Bedeutung. Die Häuser stammen noch aus dieser Zeit und sind durch die Trockenheit zwar sehr gut konverviert, aber auch teilweise durch die vielen Sandverwehungen stark beschädigt worden. Damals ließ die Diamantenstadt keine Einrichtungen für ihre 300 deutschstämmigen und 800 namibischen Bewohner vermissen: Krankenhaus, Festsaal, Kegelbahn, Bar. Seit 1956 ist das ehemals bedeutende Städtchen verlassen. Die alten Gebäude sollen in naher Zukunft restauriert werden und für einen Anstieg der Besucherzahlen in Kolmanskuppe sorgen.

Wir verlassen Kolmanskuppe auf der gut befahrbaren B 4. Bei Aus biegen wir nördlich in die Sand-Pad C 13 ab, auf der auch unser heutiger Campingplatz liegt: Tiras Farm. Nachdem die C 13 anfänglich einen gut befahrbaren Eindruck hinterlässt, entdecken wir einige Kilometer weiter eine Baustelle. An der Sandpiste wird gerade gearbeitet, wir müssen auf das Farmland neben der Fahrbahn ausweichen. Ein wahrer Kampf durch tiefen Sand. Ein VW-Golf ist dabei im Sand stecken geblieben. Wir sind froh, dass wir in unserem 4 x 4-Toyota sitzen und die Strecke – wenn auch im Schneckentempo - bewältigen können. Mitten in der Schönheit der Tirasberge entdecken wir bei einer kurzen Rast Nara-Melonen am Straßenrand. Dieses Kürbisgewächs ist typisch für die Gegend am Rande der Namib Wüste. Die Pflanze nimmt in dieser regenarmen Gegend mit ihren 30 Meter tiefen Pfahlwurzeln Wasser auf.

Der Empfang auf der Tiras Farm durch den Besitzer, Herrn Koch, ist sehr freundlich. Er zeigt uns den Campingplatz. Erst im vergangenen Jahr hat die Tiras Farm auf Grund der großen Nachfrage zwei Stellplätze für ihre Gäste eingerichtet. Die Plätze sind wunderschön und liebevoll aus Naturmaterialien hergerichtet worden und sind in einer einsamen Gegend inmitten der Tirasberge gelegen. Ein überdachter Tisch mit geräumigem Grill und Wasseranschluss stehen hier zur Verfügung. Auch zwei „private“ Badezimmer mit WC hat Herr Koch für seine Gäste liebevoll hergerichtet.

Wir entschließen uns, die Gegend um die Tirasberge etwas genauer zu erkunden. Auf dem Farmgelände gibt es einen befahrbaren Pad, auf dem wir eine Rundtour entlang der traumhaften Kulisse der Tirasberge unternehmen. Natürlich besteigen wir kurz einen der Berge, auf denen auch vereinzelte Köcherbäume zu finden sind. Viele Bäume gedeihen hier in den Felsspalten. Unbehagen löst bei mir allerdings die Vorstellung aus, dass auf dem Gestein auch Leoparden leben. Die Raubkatzen würden Menschen allerdings nicht angreifen, hatte Herr Koch uns zuvor beruhigt. Nur wenn ein Tier verwundert sei, könne es zu einem Übergriff kommen. Darüber hatten wir zuvor in der „Allgemeinen Zeitung“ einen Artikel gelesen. Ein Deutscher wurde vor einigen Tagen im Norden des Landes von einem verwundeten Leoparden angegriffen. Hoffentlich geht es den Tieren gut!

Nach unserem ersten Pasta-Abendessen und dem traditionellen Lagerfeuer ziehen wir uns in das mittlerweile heimische Dachzelt zurück. Der Wind hatte in den letzten Stunden sehr stark geweht und frischte in den Nachtstunden noch auf. Es wurde die stürmischste und kälteste Nacht unseres Namibia-Aufenthalts. Ich hatte in der Nacht oft das Gefühl, unser Zelt würde wegwehen und sich vom Autodach lösen. Nun konnte ich auch verstehen, weshalb der Farm-Besitzer Herr Koch uns angeboten hatte, falls wir es nicht mehr „aushielten“, in einem windgeschützten Bungalow auf dem Farmgelände zu übernachten. Wir haben es überlebt, obwohl sich der Wind doch lautstark seinen Weg um unser Zelt bahnte.

9. Tag Tirasberge – Sossusvlei/ Namib Naukluft Park (25. Juni)
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Der Morgen beginnt mit einem erneuten Kälteschock. Meine Hände sind mittlerweile eingefroren. Da helfen nur meine Winterhandschuhe, die ich glücklicherweise mitgenommen hatte. Nachdem wir uns wieder einigermaßen aufgewärmt haben, fahren wir zur Tiras Farm, um unsere Campingübernachtung zu bezahlen und eine kleine Notreparatur an unserem Zelt vorzunehmen. Eine Naht am Zelt war gerissen. Vielleicht ein Grund für die unglaubliche Kälte der Nacht? Nachdem uns die Inhaberin der Farm, Marita Koch, mit Nadel und Faden ausgerüstet hatte und wir unser Obdach schnell genäht haben, lädt sie uns auf eine Tasse Kaffee in ihre Wohnstube ein. Sie erzählt uns von den Anfängen und dem Leben auf der Farm. Natürlich sprechen wir über Namibia als Touristenziel und die Möglichkeiten, das Land für Urlauber noch attraktiver zu gestalten.

Nach diesem sehr informativen Gespräch geht es an Straußenfarmen und riesigen Vogelnestern vorbei zurück auf die C 13. Wir biegen auf die Pad 707 und genießen die atemberaubenden Ausblicke auf die Namib Wüste. Wir entscheiden uns für einen ca. 40 km langen Umweg, nämlich die Pad 826 in östlicher Richtung zu fahren und das Schloß Duwisib zu besuchen. Das Gespräch mit Marita Koch hat unseren Zeitplan etwas durcheinander gewirbelt. Der Abstecher zum von Hansheinrich von Wolff erbauten Anwesen lohnt sich. Das Schloss sticht eindrucksvoll aus der öden Landschaft am Rande des Namib Naukluft Parks hervor. Die Räume sind restauriert und bieten einen interessanten Einblick in die damaligen Lebensverhältnisse des Dresdner von Wolff und seiner amerikanischen Frau. Der exzentrische Baron von Wolff hatte das Schloss 1908 für seine amerikanische Frau erbaut. Im Innenhof gibt es einen pittoresquen Springbrunnen.

Am Nachmittag geht es dann weiter auf der Pad 826, einer der schönsten Strecken entlang der Randnamib. Dort liegt auch der Namib-Naukluft-Park, der einer Größe von Bayern entspricht. Eine eindrucksvolle Kulisse: rotschimmernde Schotterstraße mit trockener gelblicher Savannenlandschaft und bräunlichen felsigen Bergen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir das Camp am Eingang des Sossusvlei-Parks. Dort haben wir Glück, dass wir noch einen Stellplatz bekommen. Das Camp (Tel. 063-693247) ist nicht groß, die Abstände zum Nachbarn sind für namibische Verhältnisse nicht sonderlich weit. Die sanitären Anlagen sind die schmutzigsten, die uns auf der gesamten Reise begegnen. Trotzdem: Der Sonnenuntergang am Rande der Namib ist beeindruckend. Wir kaufen schnell Feuerholz im Shop und besorgen uns einen Permit für den nächsten Tag. Feuerholz konnten wir in Namibia in jedem Supermarkt oder Shop sowie auf allen von uns besuchten Lodges kaufen. Meist haben wir dafür zwischen 12,- und 18,- Dollar (ca. 1,20 – 1,80 Euro) bezahlt. Einen Permit (80,-N$)muss man in fast allen Naturschutzgebieten (Sossusvlei-Gebiet, Etosha, Skelettküste etc.) des Landes kaufen. Gegen eine Eintrittsgebühr erhält man eine Bescheinigung („Permit“), die man bei Verlassen des Gebietes wieder vorzeugen muss.

10. Tag Sossusvlei/ Namib Naukluft Park (26. Juni)
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Um acht Uhr sind wir fast die letzten Gäste, die das Camp am Sossusvlei-Eingang verlassen. Die meisten haben wohl den Sonnenaufgang in der Dünenlandschaft erleben wollen.
Mit unserem Permit fahren wir durch das Tor, das uns die Welt der Sanddünen eröffnet. Nach 45 Kilometern erreichen wir die berühmte Düne 45, die zu den höchsten Dünen der Welt zählt. Wir beginnen den mühesamen Aufstieg auf die Spitze der Düne und kämpfen uns durch den tiefen Sand. Die Anstrengung lohnt sich, der Ausblick auf die Landschaft ist grandios. Nach dem doch recht schnellen Abstieg – herunter geht es wesentlich einfacher – und einem letzten Blick auf die interessanten Schwarzkäfer, setzen wir unsere Fahrt durch das Sossusvlei-Gebiet fort. Die letzten Kilometer zum „Toten Vlei“ sind nur mit einem Allradfahrzeug befahrbar. Wir haben ein solches 4 X 4-Vehicle. Natürlich kann man sich auch einer Gruppe anschließen, die dann mit einem 4 X 4-Bus durch das Gebiet braust. Sollen wir es wagen, die Strecke alleine durch tiefen Sand zu befahren? Oder eine 1,5-stündige Wanderung in der schwülen Mittagshitze? Auch hier ist der Sand tief. Wir entscheiden uns doch für die Autofahrt zum „Toten Vlei“. Nach einigen Metern, die wohl der Einstimmung dienen, denken wir „Das ist doch gar nicht so schlimm“. Danach geht es erst richtig los: Wir müssen uns durch tiefen Sand kämpfen. Das Lenken des Fahrzeugs ist schwierig und wir hoffen, dass wir in der Spur bleiben. Einige Male bleiben wir stecken. Schließlich erreichen wir – nicht ohne Erleichterung – den Parkplatz. Von dort aus gehen wir ca. zwei Kilometer zum „Toten Vlei“, einer ausgetrockneten Lehmpfanne in der Wüste, in der abgestorbene Kameldornbäume von Dünen umgeben sind. Die „Pfanne“ ist ein abflussloses Becken, in dem das Wasser in der Regenzeit versickert und verdunstet. Dadurch entstehen in der Trockenzeit die teilweise großen Risse. Im Sommer muss es dort bei über 40 ºC unerträglich heiß sein. Wir genießen die Stille in der Pfanne und kehren nach einer kurzen Erfrischung wieder zum Auto zurück. Wieder kämpfen wir uns durch die sandige Landschaft. Wir bleiben nicht auf der Strecke. Die erste ernsthafte Allrad-Prüfung haben wir mit Bravour gemeistert.

Die nächste Station führt uns über Sesriem zum Naukluftgebirge. Wir haben uns überlegt, einen Extra-Tag im Naukluft einzulegen. Dieses Gebiet eignet sich hervorragend für Wanderungen. Da wir bisher aus zeitlichen Gründen kaum die Möglichkeit zu einer längeren Wanderung hatten, freuen wir uns sehr darauf. Unser Nachtlager schlagen wir im Naukluft-Camp (90,- N$ + 60,- N$ Permit) auf. Der Weg zu unserem Stellplatz ist etwas beschwerlich. Wieder müssen wir die Funktionalitäten eines Allradfahrzeugs nutzen, der Platz liegt direkt in einem Flusstal. Schön ist es hier! Manchmal sollen Paviane das Camp durchqueren, wir sehen keine. Leichter Tomatenduft strömt aus unserem Auto. Eine Dose mit Tomatensauce hat die bewegte Fahrt durch das Sossusvlei-Gebiet nicht überlebt. Haben wir nun mehr Staub oder doch mehr Sauce im Auto? Nach einer ausführlichen Reinigung genießen wir das Lagerfeuer inmitten einer ausgetrockneten Flusslandschaft.

11. Tag Namib Naukluft Park – Kuiseb Canyon (27. Juni)
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Auch an diesem Morgen ist es wieder recht kalt. Den Sonnenaufgang können wir auf Grund des Flusstals inmitten der Berge heute nicht bewundern. Rasch machen wir uns auf zum Office. Dort müssen wir „bekanntgeben“, dass wir nun den „Olive-Trail“ im Namib Naukluftgebirge bewältigen möchten. Nach dem Trail muss man sich vorschriftsmäßig wieder zurückmelden. Ich frage den freundlichen Herrn im Office, ob der Trail denn gefährlich oder schwierig sei. „Nein“, antwortet er mit überzeugender Miene. Naja, dann wird es ja so schlimm nicht werden. Wir hatten im Reiseführer und im Internet gelesen, dass man sich am Ende des Wanderweges an Ketten über eine Wasserstelle hangeln muss. Wir lassen uns überraschen.

Wir parken unser Fahrzeug auf dem offiziellen Parkplatz. Dann geht es mit zwei Litern Wasser (auf Anweisung des Herrn im Office) los. Der erste Teil des „Olive Trail“ verläuft auf einem kleinen Pfad - mit kontinuierlichem Anstieg. Wir müssen immer den „white footprints“ folgen, die auf Steinen, Felsen, Weg etc. markiert sind. Nach dem kleinen, recht schweißtreibenden Höhenweg sind wir auf der Spitze des Berges gelandet. Wir genießen die Aussicht und hoffen, dass wir die Alarmanlage unseres Autos hier oben nicht hören müssen. Dann hätten wir größte Schwierigkeiten, unseren fahrbaren Untersatz noch rechtzeitig zu erreichen. Der zweite Abschnitt des Weges führt uns in ein felsiges Flusstal. Glücklicherweise sind wir in der Trockenzeit hier, wer weiß, wie das Tal in der Regenzeit aussehen würde. Wir folgen jetzt dem felsigen Flussbett und steigen über Tausende von großen und kleinen Steine. Natürlich halten wir gebannt Ausschau nach einem Tier. Zebras, Kudus etc. wurden uns angekündigt. Auch Leoparden sollen in den Bergen leben. Wir sehen auf dem gesamten, pflanzenkundlich sehr interessanten Wanderweg kein einziges „spannendes“ Tier, nur kleine Kriechtiere und Vögel.

Nachdem wir einen Großteil des Trails geschafft haben, kündigen sich einige kleinere Hindernisse an. Wir müssen an Felsen herunterrutschen und hoffen, dass wir an der nächsten Ecke wieder die weißen Fußspuren sehen. Den gleichen Weg wieder zurück, hinauf über die hohen Felsen, würden wir nicht mehr schaffen. Mit unserer guten Treckingausrüstung, die uns mit ihrer Strapazierfähigkeit vor Rissen und Schürfwunden bewahrt, schaffen wir jede kleine oder große Überraschung. Natürlich haben wir, trotz des teilweise anstrengenden Forwärtskommens, einen Blick für die atemberaubende Natur. An dem das Flussbett umgebenden steilen Felswänden lassen sich die verschiedenen Gesteinsschichten ablesen. Faszinierend sind vor allem die kleinen und großen Köcherbäume, die überall auf den Bergen und am Rande wachsen. Eine exzellente Kulisse.

Dann ist es endlich soweit: Der kleine „Swimming Pool“; über den wir uns an Ketten hangeln sollen. Es sieht erstaunlich aus. Ich bekomme einen Schock. Wir haben an beiden Seiten - links und rechts - die Möglichkeit, den Weg fortzusetzen. An der rechten Felsklippe entlang erscheint uns das Abenteuer kürzer, uns ohne Halt an Ketten krallend vorzutasten. Ich gehe vor. Schritt für Schritt, ich schaue auf die Felsen. Ich halte mich mit größter Kraft an den Ketten fest. Hoffentlich sind diese noch stabil und zuverlässig im Felsen verankert. Zwei, vielleicht drei Schritte hoffe ich, dass meine Trecking-Schuhe eine gute Haftung auf den Steinen haben. Ansonsten bleibt nur der Blick nach unten, ins ca. fünf Meter tiefer liegende Gewässer. Es geht alles gut. Ich erreiche einen Stein, auf dem ich meine Füße wieder senkrecht aufsetzen kann. Jetzt muss es Stefan noch schaffen. Ich gebe ihm Tipps, wie er am besten seine Füße aufsetzt, da man von vorne nicht übersehen kann, an welcher Stelle man Halt (?) haben könnte. Auch er schafft es mit Bravour. Wir sind glücklich, uns fällt beiden ein Stein vom Herzen. Dies war die erste große Herausforderung unseres Urlaubs. Wir verharren kurz an einer sicheren Stelle. Ein Erinnerungsfoto muss her, natürlich spiegelt es nicht die wahren Gefahren und die Dynamik dieser Situation wieder.

Den abschließenden Teil des „Olive-Trails“ genießen wir. Locker und fröhlich laufen wir über die Felsen und spitzen Steine. Nach rund vier Stunden, in denen wir keinen anderen Wanderern begegnet sind, erreichen wir wieder unseren Toyota. Wir melden uns kurz im Office zurück „We did the Olive Trail“ und ernten einen zufriedenen Blick.

Geschafft und müde, aber glücklich setzen wir unsere Reise kurz nach 13 Uhr über die C14 fort. Auf der Fahrt entdecken wir auf einem Berg eine Schar von Pavianen. Große und kleine, Jungtiere - alle sitzen auf den Steinen und schauen den vorbeifahrenden Autos entgegen. Auch eine Pavian-Mutter begutachtet mit seinem Kleinen auf dem Rücken die Touristen am Straßenrand. In Solitaire, das eigentlich kein Ort sondern nur eine Tankstelle mit Campingplatz und Shop ist, kaufen wir unser teuerstes Wasser. 18 Dollar (ca. 1,80 Euro) für eine Flasche. Wucher für namibische Verhältnisse und nicht nur dort!

Der Zustand der Straße in Richtung Kuiseb Canyon wird immer schlechter. Wir kämpfen uns Meter um Meter über die kleinen Hubbel in der Schotterpad. Wodurch kommen diese Unebenheiten zustande? Vielleicht sind es Ausspülungen aus der Regenzeit, vielleicht war die Straße nie in einem besseren Zustand. Langsam wird es dunkel. Es ist schon nach 17 Uhr. Die Sonne verschwindet schnell hinter den Bergen, der Kuiseb Canyon hüllt sich in ein gigantisches, kurzes Farbenspiel.

Unser Quartier wollen wir diese Nacht im Kuiseb Bridge Camp aufschlagen. Dafür haben wir bereits im Sossusvlei Office einen Permit für 140,- Dollar (ca. 14,- Euro) erworben. Wir lassen uns überraschen. Und wir erleben eine Überraschung! Nachdem es schon recht dunkel ist, überqueren wir die Kuiseb Bridige. Dort muss irgendwo unser Nachlager sein. Ich entdecke ein Schild: „Kuiseb Bridge Camp! Zufahrt nur mit gültigem Permit erlaubt.“ Wir biegen von der „Straße“ in die tiefsandige Zufahrt ein und entdecken einen alten, vermoderten „Camping“-Tisch. Ach so, dies ist also unsere Campingplatz für 160,- Dollar. Außer einem Tisch, vier kleinen steinigen „Hockern“ und einem ehemaligen abgerissen „Trocken“-Toilettenhaus gibt es also nichts. Wir sind erleichtert: Autospuren im Sand. Es gibt also Menschen, die hier schon einmal waren. Welch‘ eine Beruhigung. Mit Vollgas und viel Gleitgefühl gelangen wir zu unserem „Stellplatz“. Jetzt heißt es, schnell das Zelt aufbauen und das Essen vorbereiten. Wir sterben vor Hunger, nach dieser Wanderung und der langen „Ruttelfahrt“. Es befinden sich viele kleine, mittelgroße Tierchen im Sand. Skorpione konnte ich noch nicht entdecken oder an meinen Füßen erspüren. Wir essen unsere vegetarischen Spaghetti und lauschen dem lautstarken Gesang der Vögel!

Stefan interessiert sich für das Leben in den Bäumen über unserem Abendessen. Ohhh..., ein ca. 10 Zentimeter großer kakerlakenartiger Käfer bewegt sich langsam über den Ast. Bevor wir noch größere Tiere oder vielleicht auch Schlangen neben unserem Schlafplatz entdecken, verkriechen wir uns in unser geschlossenes Dachzelt und sind froh, dass wir nicht auf dem Boden campen. Die Nacht verbringen wir sehr ruhig, kein Auto fährt an uns über die Kuiseb Brücke vorbei.

12. Tag Kuiseb Canyon – Swakopmund (Cape Cross) (28. Juni)
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Heute morgen stellen sich folgende Fragen nicht: Wie ist die Dusche? Ist das Wasser auch wirklich warm genug? Es gibt kein Wasser an der Kuiseb Bridge! Nach dem ersten Automotorengeräusch gegen 6.30 Uhr schauen wir uns unseren „Campingplatz“ etwas genauer an. Bei der gestrigen Dunkelheit konnten wir nicht sonderlich viel erkennen. Es wirkt sehr idyllisch. Brücke, Berge, Bäume, die vielen kleinen Tierchen... Wir bemerken auf einmal, dass unser Zelt von außen feucht ist. Es hat doch wohl nicht heimlich geregnet in dieser Nacht? Natürlich nicht! Das ist wohl auf den aufsteigenden Nebel im Küstenbereich, der durch den kalten Benguelastrom entsteht, zurückzuführen. Ein nasses Zelt wollen wir nicht einpacken.

Glücklicherweise beschert uns die schon starke Morgensonne nach kurzer Zeit ein recht trockenes Zelt, mit dem wir „just in time“ unsere Fahrt auf der C 14 Richtung Walvis Bay fortsetzen können. Unterwegs begegnen wir einigen großgewachsenen Straußen, die vereinzelt über die Felder stolzieren. Die Straße wird mit zunehmender Fahrtdauer immer besser. Walvis Bay, die zweitgrößte Stadt Namibias passieren wir, da sich keine besonderen Sehenswürdigkeiten ankündigen. Die ehemalige südafrikanische Enklave gehört erst seit 1994 zum namibischen Staatsgebiet.

Auf der asphaltierten (!) B 2 geht es an der Atlantikküste entlang Richtung Swakopmund. Eine wunderschöne Ferienhaussiedlung (mit Meeresblick) zieht an uns vorüber. Auch in Swakopmund (benannt nach dem Fluss „Swakop“) sind die deutschen Wurzeln nicht zu übersehen, die koloniale Architektur des Badeorts fällt uns sofort ins Auge. Vor kurzem sind auch hier viele deutsche Straßennamen unbenannt worden. Die Hauptstraße, die ehemalige „Kaiser-Wilhelm-Straße“, heißt nun „Sam Nujoma Avenue“. In den größeren Städten Namibias, auch in Swakopmund, gibt es städtische Parkwächter, die für ca. zwei bis drei Dollar die parkenden Fahrzeuge beaufsichtigen. Nachdem wir einen „Park-Boy“ damit beauftragt haben (ohne Wächter sollte man sein Fahrzeug nicht verlassen!) decken wir uns im Supermarkt mit den wichtigsten Lebensmitteln für die nächsten knapp zehn Tage ein.

Anschließend spazieren wir in Richtung Strandpromenade. Auf einem großen, mit Palmen und Bänken (in den namibischen Nationalfarben), verschönerten Platz gibt es einen kleinen Holzschnitzermarkt. Dort werden alle möglichen Namibia-Souvenirs ausgestellt: Giraffen, Elefanten, Kudus, Zebras, Schalen, Töpfe, Totemköpfe etc. Ich verhandele und kaufe mir einen kleinen, aufpolierten Elefanten für 50,- Dollar („Monday price“). Mit unseren kleinen Anhängsel setzen wir den Weg zum Ufer fort. Wir besuchen das Museum, das überaus empfehlenswert ist. Das von dem Zahnarzt Dr. A. Weber gegründete privatfinanzierte Museum bietet eine sehr interessante Vielfalt. Neben der Geschichte des Transportwesens und einer umfangreichen Mineral- und Tiersammlung gibt es eine informative Ausstellung über die recht unterschiedliche Bevölkerungsstämme Namibias und deren Lebensweisen und Kultur. Musikinstrumente, Arbeitsgegenstände, Haushaltsgeräte etc. werden hier anschaulich dargestellt. Im Museumsshop kaufen wir uns das wohl bekannteste Namibia-Buch: „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“ (von Henno Martin). Dieses Buch beschreibt den Überlebenskampf von zwei deutschen Geologen, die während des zweiten Weltkriegs im Kuiseb Canyon Zuflucht gesucht haben, um der Internierung zu entgehen. Ein absolutes Muss. Vor allem, wenn man eine Nacht nahe des Kuiseb Canyons verbracht hat!

Nach einem Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, den strahlenden Leuchtturm geht es auf der C 34 Richtung Norden weiter. Wir fahren bis zum „Meile 72 Camp“ (110,- N$), in dem wir die Nacht verbringen möchten. Der Campingplatz liegt direkt „auf“ dem Strand. Ein älterer mürrischer Herr hilft uns beim „Einchecken“. Nachdem wir uns auf dem riesigen Gelände einen Platz in ca. zehn Meter Entfernung zum Meer ausgesucht haben, genießen wir eine warme Dusche. Welch‘ Luxus. Wir sind die Einzigen auf diesem großflächigen Campingplatz. Mit einem „Essen am Meer“, einem lodernden Lagerfeuer und dem Rausch der Wellen beenden wir diesen Tag.

13. Tag Swakopmund (Cape Cross) – Tsiseb (29. Juni)
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Wie könnte ein Tag besser beginnen als mit einem traumhaften Frühstück am Meer. Wir genießen die raue See und machen uns dann auf in Richtung Cape Cross (C34). Auf einer Salzpad, die vor allem in den frühen Morgenstunden recht rutschig ist, erreichen wir kurz nach neun Uhr das Robbenreservat Cape Cross. Nachdem wir schon im Reiseführer gelesen hatten, dass sich dort die Tore erst um neun Uhr öffnen, wollten wir uns vor Ort überzeugen. Wir stehen vor einem verschlossenen Gate! Natürlich nutzen wir die Zeit sinnvoll: Wir informieren uns über die Reiseroute der nächsten Tage, ich setze meine Elefanten-Lektüre fort. Kurz vor zehn Uhr öffnet dann tatsächlich eine junge Dame das Tor. Wir fahren zuerst zum Office, um uns den notwendigen Permit zu besorgen.

Mit unserem Permit fahren wir mitten in das Reservat. Zuerst sehen wir keine einzige Robbe. Jedoch am Ende der Straße, hinter dem Kreuzkap hören wir laute Geräusche. Sie sind da! Wir trauen unseren Augen nicht. Tausende von Robben tummeln sich am Strand, auf den Steinen, im Meer etc. Robben - soweit das Auge reicht. Ein entsetzlicher Gestank drängt sich in unsere Nasen. Diese Masse an Robben produziert natürlich auch einen gewissen Körperduft. Viele Tiere haben zu dieser frühen Morgenstunde ihre Augen noch gar nicht geöffnet, sie liegen über- und aufeinander und genießen den Frühnebel. Nachdem wir unsere Foto-Session beendet haben, bleiben wir noch einige Minuten und beobachten die Tausenden von Robben, von denen sich viele im Meer treiben lassen. Wir können schön beobachten, wie Mütter und Jungtiere sich durch Ruflaute verständigen. Mit vielen beeindruckenden Erinnerungen verlassen wir Cape Cross in Richtung Henties Bay.

In der Kleinstadt Henties Bay müssen wir einige praktische Dinge erledigen: Tankstelle und „Bottle Shop“. In letzterem kaufe ich zwei „Six Pack“ Windhoek Lager. An dieses Bier kann man sich sehr gut gewöhnen. Im Shop bemerke ich, wie sehr mich der Robbenduft doch eingenommen hat. Ich sehne mich nach einer Haarwäsche. Die muss wohl noch warten. Nach einer kurzen Verzögerung fahren wir auf der C35 Richtung Uis. Auf dem Weg bewegnen wir vielen südafrikanischen Gruppen, die mit einer enormen Geschwindigkeit über die teils doch sehr schlecht befahrbare Straße sausen. Nachdem wir Uis hinter uns gelassen haben, geht es auf die Pad D 2359 in Richtung „White Lady“. Wir haben uns entschieden, nicht zur „Spitzkoppe“ zu fahren. Nach unserem Zwischenstop im Naukluft-Gebirge und der dortigen Wanderung müssen wir einen Tag in unserer Planung wieder aufholen. Außerdem erscheint uns die Gegend um das „Matterhorn Namibias“ nicht außergewöhnlich interessant.

Unser heutiges Nachtquartier ist das Ugab-Camp (90,- N$; Tel. 064-403829; Email: ugab@rhino-trust.org.na) in Tsisab. Dieses von der hiesigen Community aufgebaute und bewirtschaftete Camp erreichen wir in den frühen Nachmittagsstunden. Das Ugab-Camp gehört der „Namibia Community Based Tourismus Association“ (NACOBTA) an. Die 1995 gegründet NACOBTA entwickelt touristische Projekte und bietet Hilfestellungen für die lokale Bevölkerung in den ländlichen Region des Nordens. Einheimischen wird ein touristisches Know-How vermittelt, sie werden beispielsweise zu „Tour Guides“ ausgebildet. Die lokale Bevölkerung soll in erster Linie vom Tourismus als Einnahmequelle profitieren, die Lebensbedingungen der gesamten Gemeinden sollen verbessert werden. Finanziell wird das 1994 aufgebaute Ugab Camp von der „Namibian Diamond Corporation“ gesponsert.

In einem, überwiegend aus Blechdosen und Holzstämmen gebauten Office begrüßt uns ein freundlicher, junger Mann. Wir dürfen erstmal ruhig Platz nehmen und mit dem interessierten Herrn über das Topthema sprechen: Fußball. Morgen spielt Deutschland im WM-Endspiel gegen Brasilien. Er kennt alle Spieler und weiß unsere Fußballer sehr zu schätzen.

Wir suchen uns einen ruhigen Platz in dem wunderschönen Camp. Neben Stellplätzen mit Grill bietet das Camp auch fest aufgebaute Zelte für alle, die nicht mir ihren eigenen „Zuhause“ unterwegs sind. Die Toiletten und Duschen sind sehr interessant. Alles befindet sich unter freiem Himmel und ist durch Holzverschläge eingegrenzt. Eigentlich keine schlechte Idee, da uns jetzt schon – im tiefsten Winter – die Schweißperlen herunterlaufen. Das Wasser wird in einem riesigen Kessel erwärmt. Türschlösser gibt es nicht, da muss eine abgrenzende Leine am Eingang reichen.

Der restliche Teil des Nachmittags dient der Entspannung. Wir sitzen gemütlich in der Sonne und blicken auf den Brandberg. Am Lagerfeuer grillen wir. Nur eine Gruppe von Südafrikanern weis die idyllische Stille zu unterbrechen.

14. Tag Tsiseb – Twyfelfontein (30. Juni)
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An diesem Sonntag, an dem das WM-Endspiel zwischen Deutschland und Brasilien stattfindet, brechen wir schon früh in Richtung „White Lady“, einem prähistorische Felsenkunstwerk auf. Vom Ugab Camp sind es nur ca. 20 Minuten bis wir den Parklatz, der zu den Felsgravuren führen soll, erreichen. Auf dem Weg dorthin begegnen uns viele Springböcke, die – genauso wie wir - das Morgenpanorama des Brandberges genießen. Wir staunen über die interessant gestalteten Park-Nischen: zahlreiche Steine markieren einen Stellplatz. Die Ausmaße entsprechen denen unserer europäischen, weiß markierten Begrenzungen. Hier haben es die Einheimischen geschafft, ein Stück europäischen Standart mit eigenen Mitteln im Land aufzubauen. Sehr durchdacht!

Wir erkundigen uns in dem mit EU-Mitteln finanzierten Office nach der Möglichkeit einer Wanderung zur „Weißen Dame“. Dies sei nur mit einem Tour Guide möglich, da Touristen in der Vergangenheit die Natur verschmutzt und beschädigt hätten. Es stehen zwei verschiedene Touren zur Verfügung. Die kürzere Strecke führt nur zu den Felsgravuren der berühmtesten Felsmalerei in Namibia, der „White Lady“. Bei der größeren Tour erforscht man zusätzlich noch weitere Malereien und Gravuren in der Umgebung. Wir entscheiden uns für die längere Wanderstrecke, die für beide ca. 4,- Euro (inkl. Parkgebühr) kostet. Die Parkgebühr muss für den möglichen Dachbau des Office gezahlt werden. Der Tour Guide, Siegphried !Icharuchab, erkundigt sich sofort nach dem Thema und unserem Tipp: Er drückt den Deutschen die Daumen und wird das WM-Endspiel im Radio verfolgen. Wir unterhalten uns (auf Englisch) mit Siegphried, der zu den Damaras gehört, über die unterschiedlichsten Bereiche: Sport, Tourismus, Kultur, Alltagsgewohnheit der Damara. Dabei erfahren wir, dass er mit seiner Familie auf einer Farm nahe des Brandberges lebt, die ihre Haupteinnahmequelle durch Viehzucht erwirtschaftet. Die Damara, die in ihrem Nama-Dialekt „Khoisan“ die durch Ausrufezeichen gekennzeichneten kehligen Schnalzlaute benutzten, wurden schon früh durch die Nama unterdrückt und ihrer Kultur beraubt.

Nach ca. 30 Minuten leichten Gehwegs erreichen wir die ersten Malereien. Schon kurze Zeit später staunen wir über die „White Lady“, die – durch ein Gitter geschützt – auf einem Felsen erscheint. In der Vergangenheit hatten einige Touristen versucht, mit Hilfe von Farbverwandlungen (wie bsp. Cola) einen besseren Kontrast für ihre Erinnerungsfotos zu erhalten. Dies hatte zur Folge, dass die Felsmalerei hinter Gittern (wie die Mona Lisa) zu bewundern ist und von ihrer ursprünglichen weißen Farbe wenig zu sehen ist. Wir schauen uns weitere Gravuren (u.a. Giraffen) und Malereien an, die ca. 25.000 v. Chr. von Buschmännern geschaffen wurden. Malereien mit Giraffen hatten in früheren Zeiten eine große Bedeutung. Überall dort, wo früher Buschmänner die langhalsigen Tiere auf Felsen, Steinen etc. entdeckten, vermuteten sie Wasser. Giraffen benötigen viel Flüssigkeit für ihr Überleben, daher dienten die Malereien als hervorragende Wegweiser für Wasserstellen.

Langsam treten wir in der Mittagshitze den Rückweg an. Selbst jetzt im tiefsten Winter ist es dort sehr heiß. Siegphried macht uns mit den vielen, uns fremden Pflanzen und Tieren bekannt. Obwohl wir anfangs einer „Guided Tour“ kritisch gegenüberstanden, sind wir jetzt froh, einen fachkundigen Begleiter an unserer Seite zu haben. Der Damara klärt uns über die Bräuche seines Stammes, vor allem zu speziellen Anlässen wie Weihnachten auf. Wir erreichen kurze Zeit später wieder den liebevoll errichteten Parkplatz. Dort kaufe ich mir eine kunstvolle Halskette, die aus einer geschnitzten Makalani-Nuss besteht und die Gravur der „White Lady“ sowie der „Big Five“ enthält. Die Damara nennen diesen Schmuck „!uinida“. Nun geht es weiter in Richtung Twyfelfontein.

Wir fahren die D 2612, da sich Wüsten-Elefanten in der Gegend aufhalten sollen. Auf einer Strecke, die etwas abseits liegt, rechnen wir uns bessere Chancen aus, die Dickhäuter zu entdecken. Apropos Abseits - das WM-Endspiel zwischen Deutschland und Brasilien rückt näher. Der Höhepunkt des Jahres – und wir werden es vielleicht nicht live miterleben. Wir schalten das Radio ein und suchen verzweifelt nach einem Sender. Ein Summen, eine Stimme – wir haben Empfang. Und einen deutschsprachigen Sender: Jawohl wir können das Endspiel verfolgen. Der Hörfunk- und TV-Bereich wird in Namibia durch NBC (Namibian Broadcasting Corporation) abgedeckt. Neben dem englischsprachigen Hörfunk-Programm gibt es auch ein deutsches „NBC“, in dem die aktuellen Nachrichten, spezielle „News“ für Farmer sowie Unterhaltungs- und Sportprogramm geboten wird. Wir setzen unsere Fahrt durch die Savanne fort, lassen einsame Dörfer hinter uns und verfolgen gebannt den Verlauf des Finals. So fern in Afrika und doch so nah in der Fußball-Welt. Kurz hinter einer leichten Erhebung erreichen wir eine Stelle, an der wir keinen Empfang mehr haben. Wir fahren ein Stück zurück und können uns schon denken, was in der Zwischenzeit geschehen ist: Tor. 30 Sekunden haben wir keinen Empfang und schon fällt ein Tor gegen das deutsche Team. Nach dem zweiten Tor fahren wir weiter. Wir wollen die Schönheit Namibias genießen und erfreuen uns trotzdem an dem Erfolg unserer Kicker.

Der „Verbrannte Berg“ versetzt uns nicht in Begeisterungsstürme. Das Gestein ist pechschwarz, was eigentlich in dieser Gegend keine Seltenheit ist. Ansonsten gibt es nichts spannendes zu beobachten. Bei den nur wenige Kilometer entfernten „Orgelpfeifen“ legen wir unseren nächsten Stopp ein. Sie sind schon interessanter - die Basaltsäulen, die vor ca. 120 Millionen Jahren entstanden sind. Damals drang Lava in das Gestein ein und ließ es zu eckigen Säulen erstarren.

Da es noch recht früh ist, entscheiden wir uns, schon heute zu den Felsgravuren von Twyfelfontein zu fahren. An diesem reichsten Fundort von Felsgravuren im südlichen Afrika erwartet uns die nächste Führung (45,- N$; Tel. 067-331104). Eine junge Dame, ca. 16 Jahre alt, ist nun unser Tour Guide. Die erste Frage: „Wie ist das WM-Endspiel zwischen Deutschland und Brasilien ausgegangen?“ Sie schaut uns mit mitleidsvollem Blick an, als wir ihr das Ergebnis sagen. Schade! Wir setzten unseren Streifzug durch Twyfelfontein fort. Der Name „Twyfelfontein“ ist einfach zu erklären. Es ist nie sicher, ob es an diesem Ort wirklicht Wasser gibt. Deshalb gibt es Zweifel, bzw. „Twyfel“. Gibt es in Namibia überhaupt einen Ort, an dem man kontinuierlich über Wasser verfügt? Wir sehen die eindrucksvollen Gravuren und Malereien auf unserem Rundgang: Ein „tanzendes“ Kudu, der „Löwen“-Felsen, Buschmänner mit Pfeil und Bogen, Giraffen, Strauße, eine „felsige“ Landkarte Afrikas, einen fressenden Löwen, Springböcke, Elefanten und vieles mehr. Die Buschleute haben die diversen Tiere, Fährten und die teilweise abstrakte Natur auf den Felsen eingraviert und gemalt, um auch ihre Kinder damit zu unterrichten. Als Farbe haben sie Blut, die Schalen von Straußeneiern, Lehm, Gestein etc. benutzt. Das Alter der ca. 2.000 Gravueren in dieser Gegend wird auf ca. 500 bis 10.000 Jahre geschätzt, erklärt unser Tour Guide. Auch hier erkundigen wir uns nach den „Desert Elephants“. Sie seien wohl vor zwei Tagen durch das Abu-Huab Camp gestampft. Dort wollen wir heute übernachten! Vielleicht haben wir Glück! Nach diesem ca. einstündigen Spaziergang in der prallen Sonne zwischen den Felsen errreichen wir erschöpft und durstig unser Auto.

Wir fahren die wenigen Kilometer zum Abu Huab Camp (80N$). Dort besetzen wir einen einsamen Stellplatz. Heute ist wieder „Italien Night“. Spaghetti mit Bolognese-Sauce! Auch dieses Camp wird von der dortigen Gemeinde geleitet und befindet sich zur Zeit im Ausbau. Neben einer schönen, großen Bar gibt es auch wieder unsere geliebten Freiluftduschen. Naja, wenigstens sind die Außentemperaturen recht hoch.

15. Tag Twyfelfontein – Etosha Park (1. Juli)
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Die Freiluftdusche am Morgen ist tatsächlich recht kühl. Über die D 2628 geht es auf die C 39. Auf dem Weg halten wir Ausschau nach unseren „Desert elephants“. Wir biegen in eine Farm ein und erkundigen uns dort nach den Dickhäutern. Diese seien vor einigen Tagen hier vorbeispaziert. Leider weiß niemand, welchen Weg die Elefanten eingeschlagen haben. Schade! Wir beobachten weiterhin die Umgebung, können aber leider nichts Außergewöhnliches entdecken.
In Khorixas legen wir einen Tankstop ein. Dieser kurze Aufenthalt entwickelt sich zu einem interessanten, nicht unbedingt angenehmen Erlebnis. Wir werden von allen Seiten angebettelt, uns werden Souveniers, Ketten etc. zum Verkauf angeboten. Die Verkäufer beugen sich mit ihrer Ware in unser Auto. Wir sind froh, als der Tankvorgang endlich beendet ist. Bei der „Telekom Namibia“ rufe ich im Okaukuejo Camp (Etosha Park) an, um uns eine Bleibe für kommenden Dienstag zu besorgen. Das Camp sei schon seit Wochen ausgebucht, entgegnete mir der recht unfreundliche Mitarbeiter. Nur gut, dass wir unsere Übernachtung im Halali Camp schon frühzeitig reserviert haben. Dann müssen wir uns eben außerhalb des Nationalparks ein Quartier suchen.
Wir setzen unsere Fahrt auf der C 39 bis Outjo fort. In Outjo geht es dann Richtung Norden auf die asphaltierte C 38. Gegen 13 Uhr erreichen wir das „Eldorado Wildlife Camp“, das ca. 9 km vor dem Anderson-Gate, einem der Eingänge des Etosha-Park liegt. Der Campingplatz ist sehr schön angelegt. Gut ausgestattete Stellplätze mit sauberen sanitären Anlagen. Zudem ist es recht günstig: 50,- Dollar (ca. 5,- Euro) kostet die Übernachtung für zwei Personen. Wir buchen uns direkt für zwei Nächte ein, da dies der letzte Campingplatz vor dem Eingang zum Etosha-Park ist.
Es ist 13.30 Uhr, als wir alle Formalitäten im Eldorado Wildlife beendet haben. Wir entscheiden uns für eine erste Pirsch-Fahrt in den Etosha Nationalpark, der ultimativen Sehenswürdigkeit in Namibia. Die Tore des Parks schließen bei Sonnenuntergang, das heißt wir haben noch gut vier Stunden Zeit, einen ersten Einblick in die Etosha-Tierwelt zu erhaschen. Es lohnt sich!
Nachdem wir am Anderson-Gate den Check-In erledigt haben, trauen wir unseren Augen nicht. Zahlreiche Zebras überqueren ca. 10 Meter entfernt die Straße. Wir halten sofort an und staunen. Nach einigen Metern entdecken wir in der Weite des Parks unsere ersten Giraffen. Vier der höchsten Tiere der Erde grasen seelenruhig und lassen sich auch von den vorbeifahrenden Autos nicht stören. Auch ein Oryx steht direkt am Straßenrand. Wieder überquert eine Schar von Zebras die Straße. Nun wissen wir endlich, woher der Zebrastreifen seine Namensgebung und Bedeutung hat!-) Wir schauen gebannt auf die Tiere, die in völliger Wildnis und Freiheit leben. Natürlich versuchen wir so viele Fotomotive wie möglich zu bekommen. Nach dem Besuch im Etosha Park stellen wir fest, dass diese ersten Aufnahmen nicht unbedingt unsere besten waren. Am Anfang ist noch jedes Tier ein außergewöhnliches und festzuhaltendes Erlebnis...
Wir fahren weiter zum Okaukuejo Camp, in dem wir unseren Eintritt bezahlen müssen. Dieser beträgt 70,- Dollar (ca. 7,- Euro) für zwei Personen und muss auch entrichtet werden, wenn im Park übernachtet wird. Neben dem Etosha-Camp in Okaukuejo gibt es noch zwei weitere Übernachtungsmöglichkeiten: Halali und Namutoni. Alle drei Camps verfügen über ein Hotel, Bungalows, Camping, Shops, Restaurants, Pool und je eine beleuchtete Wasserstelle. Im Jahre 1851 wurde der heutige Nationalpark von John Anderson und Francis Galton entdeckt. Der Etosha Park erstreckt sich über 22.270 qkm, die Etosha-Pfanne selbst nimmt ein Gebiet von 5.000 qkm ein. An den Rändern des Etosha gibt es „elefantensichere“ Zäune, die die benachbarten Farmer vor den Dickhäutern schützen sollen. Die Pfanne war in der geologischen Vergangenheit der Boden eines großen Binnensees, der im Laufe der Zeit ausgetrocknet ist. Durch die Verdunstung des Wassers sind damals die eingespülten Mineralien und Salze zurückgeblieben. Der Untergrund der in 1065 m Höhe liegenden, weißen Mulde besteht heute aus Kalken und Tonen, auf denen sich das Salz abgelagert hat. Im Jahre 2001 haben Ranger im Etosha mehr als 3.000 Elefanten, über 2.000 Giraffen, 500 Löwen, 200 Nashörner, Tausende von Springböcken, Gnus und Zebras gezählt. Natürlich gibt es auch die Oryx-Antilopen, die scheuen Wappentiere Namibias.
Im Etosha-Nationalpark gibt es über 50 Wasserlöcher, die teilweise künstlich angelegt wurden. Die Straßen im Etosha sind Schotterpisten, die überwiegend in einem guten Zustand sind. Vor den jeweiligen Wasserstellen gibt es so genannte „Parkplätze“, so dass man recht dicht an die trinkenden Tiere heranfahren kann. Das Aussteigen ist im Etosha Park – mit Ausnahme der Rastlager und der ausgewiesenen Picknickplätze – strengstens verboten. Die Tiere zieht es vor allem in der Trockenzeit an die Wasserstellen, da die Flüssigkeit in diesen Monaten im Park knapp ist. Vom Drang der Etosha-Tiere zu den Wasserlöchern können wir uns gleich bei „Gemsbokvlakte“ überzeugen. Dort stehen eine Vielzahl von Tier-Gruppen an der Trinkquelle und erfreuen sich der Gemeinsamkeit und natürlich der Erfrischung. Zebras, die sich auf dem Boden wälzen, Strauße, Springböcke, Oryx: Sie alle genießen die freie Natur. Es ist ein wunderschönes Erlebnis, diese außergewöhnliche Tierwelt zu sehen. Wir verbleiben einige Minuten bei „Gemsbokvlakte“ und beobachten!
Nachdem wir weiterhin im Etosha-Park auf der Pirsch waren, versuchen wir noch einmal unser Glück am Wasserloch „Aus“. Dort wird ein Traum wunderschöne Realität. Elefanten!! Wir sehen zwei noch recht junge Tiere am Wasserloch. Einige Meter vor der eigentlichen Trinkstelle haben sie sich ein tiefes Loch gegraben, aus dem sie einen Teil ihrer täglich 300 Liter Trinkflüssigkeit saugen. Die beiden Elefanten bewegen sich ruhig, fast behäbig und genießen die Natur. Ihr Verhalten ist nicht wiederzuerkennen. Wir kennen die Dickhäuter nur aus dem Zoo, in dem sie nervös hin und her laufen. Hier läuft alles mit größter Ruhe und Zufriedenheit ab. Welch‘ ein Traum. Wir beobachten die Elefanten eine ganze Weile und müssen uns dann auf den Weg Richtung Eldorado Camp machen. Leider schließt der Etosha Park bei Sonnenuntergang seine Pforten und dies geschieht heute um 17.20 Uhr.
Mit größter Zufriedenheit erreichen wir das gemütliche Eldorado Wildlife Camp, das sich aber mittlerweile sehr gefüllt hat. Wir fragen die Inhaberin nach der Malaria-Gefahr, da wir mit dem Etosha-Park ein Malaria-Gebiet erreicht haben. Sie beruhigt uns. Es bestünde keine Gefahr mehr, da die Regenzeit vorbei sei. Die nächtliche Ruhe wird nur von einer Gruppe Südafrikanern gestört, die lautstark ihren Namibia-Urlaub begießen.

16. Tag Etosha Nationalpark (2. Juli)
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Den nächsten Morgen beginnen wir schon früh, da um acht Uhr eine Geparden-Fütterung im Gehege ansteht. Eigentlich sind wir gegen eine solche Art der Tierhaltung. Den Geparden scheint es hier aber gutzugehen. Sie verfügen über ein riesiges Gehege, das der natürlichen Vegetation in dieser Gegend entspricht. Dann ist es soweit: Ein riesiges Stück Fleisch wird über den hohen Zaun geworden. Die drei wunderschönen, eleganten Raubkatzen strecken sich nach ihrem (Frühstücks)-Futter und sichern sich ihre Beute. Mit blutverschmierten Schnauzen laufen sie anschließend durch ihr Gehege. Bewegung tut gut – nach einem solchen Morgenmahl. Der kleine Hund, der zum Camp gehört, bellt unaufhörlich und macht auf sich aufmerksam - natürlich hinter dem hohen, elektrisch gesicherten Zaun. Wir freuen uns, dass wir nun auch Geparden aus nächster Nähe beobachten durften. Leoparden und Geparden sind in der freien Natur nur mit viel Glück zu sehen, da sie sehr scheu sind und eher bei Nacht aktiv werden.

Nachdem wir die Formalitäten-Prozedur im Etosha Nationalpark beendet haben, wollen wir heute den westlichen Teil erkunden. Dieser Ausflug in die durch Grassfelder auf Kalksteinboden und Okondeka-Dünenfelder gekennzeichnete Vegetation entwickelt sich zu einer Enttäuschung. Wir sehen so gut wie keine Tiere.

Als wir wieder am Okaukuejo-Camp vorbei Richtung Osten fahren, lassen sich auch die „tierischen“ Bewohner des Etosha Parkes wieder blicken. Eine Horde von prachtvollen Streifengnous zieht von dannen, ein Exemplar präsentiert sich fotogen am Straßenrand. Dann entdecken wir zwei große Elefanten. Sie stehen mitten in der von kleinen, dürren Sträuchern unterbrochenen Savannenlandschaft. Genüsslich kauen sie Strauch für Strauch, sie genießen die Morgenruhe. Langsam ziehen sie in Richtung Norden weiter. Auch genießen wir hier den Anblick der Moringabäume, die über den ganzen Etosha-Park verteilt sind.

Nachdem wir an einigen Wasserstellen Zebras, Gemsboke, Strauße, Springböcke etc. bewundern durften, fahren wir in Richtung Halali weiter. In einer kargen Landschaft sehen wir drei Giraffen - wohl eine Mutter mit ihren beiden Kindern - langsam gen Straße ziehen. Sie bewegen sich recht behäbig und schauen scheu um sich. Wir verlangsamen unser Tempo und hoffen, dass wir die langhalsigen Tiere einmal aus nächster Nähe bewundern dürfen. Und tatsächlich: Sie überqueren wenige Meter vor uns die Straße. Giraffen „live“ im Etosha Park – welch‘ ein Erlebnis.

Im Halali-Camp versuchen wir, unser Mittagessen einzunehmen. Dies ist nicht ganz einfach. Neben dem Speisesaal, in dem nur Buffet angeboten wird, gibt es ein kleines Kiosk. Dort gibt es „Toast“ oder „Hamburger“, die „Hamburger“ sind leider ausverkauft. Wir bestellen einen Toast, der uns einige Zeit (ca. 30 Minuten Wartezeit) verweilen lässt. Im Dienstleistungsbereich müssen die Namibia noch einiges dazulernen.

Nach diesem doch ungewollt zweitaufwendigen Aufenthalt geht es weiter Richtung Okaukuejo. Welches Wasserloch eignet sich am besten für Elefanten: Olifantsbad. Wir sehen eine ganze Horde von Elefanten, die ein gemütliches Nachmittagsbad einnehmen. Ob klein oder groß, jung oder alt - die Elefanten saugen genüsslich mit ihren Rüsseln, tätscheln sich gegenseitig und schauen nur auf, wenn sich wieder ein Motorengeräusch von einem vorbeifahrenden Auto nähert. Auch die Kleinen genießen ihr „Olifantsbad“ und suchen die Nähe zu ihren Müttern. Beim „Abmarsch“ der Elefanten werden wir in alte Schulzeiten versetzt. In „Reih’ und Glied“ verlassen die Dickhäuter die Wasserstelle. Ein kurzer kritischer Blick des „Elefanten-Boss“ und die Herde ist im dichten Gebüsch verschwunden.

Leider müssen wir auch an diesem Tag den Etosha Park schon am späten Nachmittag verlassen. Auf der asphaltierten C 38 geht es zum Eldorado Wildlife zurück. Diesmal suchen wir uns ein ruhigeres Plätzchen, um dem nächtlichen Trubel der südafrikanischen Gäste zu entkommen. Das Abendessen soll diesmal auch für den nächsten Mittag reichen, da wir nicht wieder eine solch‘ ausgedehnte (Zwangs-) pause vor einem touristenunfreundlichen Kiosk einlegen wollen.

17. Tag Etosha Nationalpark (3. Juli)
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Nach einer diesmal etwas ruhigeren Nacht, die Südafrikaner hören wir nur aus größter Entfernung, geht es auch an diesem Mittwoch wieder auf zur Pirschfahrt in den Etosha-Park. Welche exzellenten Exemplare der vielfältigen Tierwelt erwarten uns heute? Wir wollen zügig Richtung Halali fahren, da wir uns nach zwei Tagen in der westlichen Hälfte (Okaukuejo) auf das Gebiet um das jüngste Feriencamp des Etosha konzentrieren wollen. Dort haben wir auch unser Quartier gebucht, da es sich in der Mitte des Parks befindet. Ein guter Ausgangspunkt für den nächsten Tag.

An den verschiedenen Wasserlöchern auf dem Weg gen Osten genießen wir den Anblick der Giraffen und Zebras. Wir erfreuen uns an dem friedlichen Verhalten der Tiere. Dass wir dennoch erst am Mittag Halali erreichen, hat einen „gewichtigen“ Grund. Auf der Fahrt zu den Wasserstellen „Sueda“ und „Salvadora“ entdecken wir einen Elefanten-Bullen, der mitten durch die Savanne stampft. Er bewegt sich mit recht schnellen Schritten vorwärts. Wir fahren mit unserem Fahrzeug dichter an ihn heran, versuchen aber den hektisch wirkenden Bullen nicht zu erschrecken. Das Männchen scheint auf Weibchenjagd zu sein, da er alleine unterwegs ist und sich Urin an seinen Hinterbeinen befindet. Ein typisches Zeichen für die so genannte „Myth“, die wenige Wochen im Jahr andauert und in der die Männchen um die Vorherrschaft bei ihren Verehrerinnen kämpfen. Da ich gerade das Buch „Stiller Donner“ lese, weis ich das Verhalten des Elefanten einzuschätzen. Mir ist auch bewusst, dass die Bullen während dieser Zeit sehr gefährlich sein können. In diesen Momenten verspüren wir noch keine Bedrohung durch den herannahenden Elefanten und bewegen uns im Gleichschritt mit ihm. Wir legen einige Meter zurück und stellen uns auf die den Weg kreuzende Straße, an der schon einige Autos warten. Der Elefant kommt bis auf wenige Meter zu uns heran. Er ist schon in Fotoentfernung, da erkennen wir ein eindeutiges Verhalten: Der Bulle schlackert mit den Ohren, krümmt seinen Rüssel und macht hektische Bewegungen. Dies ist ein deutliches Zeichen für uns: Er möchte die Straße überqueren, ohne durch Fremdeinflüsse gestört oder gar gehindert zu werden. Hastig marschiert er weiter und hält nur selten für einen trocken Strauch-Happen an. Wir fahren weiter und beobachten das Männchen von einem sicheren Platz aus. Seine Stoßzähne sind nur noch zur Hälfte vorhanden. Entweder hat er sich bei einem Unfall verletzt oder sie sind ihm abgeschliffen worden. Elfenbein ist eine wertvolle Ware auf dem internationalen Markt und Tausende von Elefanten wurden in der Vergangenheit wegen ihrer Stoßzähne getötet. Diese fast hautnahe Begegnung ist eine der Höhepunkte unserer Reise. Wir haben den Anblick aus der Nähe genossen, obwohl man sich natürlich fragt, ob ein derart – von uns verursachter – Eingriff in die Lebenswelt und den Fortbewegungsdrang des Elefanten richtig war. Das ist eine nicht einfach zu beantwortende Frage!

Nach einem kurzen Snack im Halali Camp „pirschen“ wir weiter zum Wasserloch „Nuamses“. Dort sehen wir eine Horde von Elefanten, die gerade – pitschnass – von ihrem Mittagsbad zurückkehren. Die Haut der Dickhäuter ist fast schwarz und mit Schlamm bedeckt. Schade, an diesem großartigen (Elefanten-) Tag sind wir wenige Minuten zu spät. Wir sollten aber noch unsere Chance bekommen!

Weiter geht es östlich Richtung Batia und wir stellen uns eine ernsthafte Frage, die uns bereits in den beiden Tagen zuvor bewegt hat: Was passiert, wenn wir hier im Park eine Reifenpanne haben? Das Verlassen des Autos ist strikt untersagt, kein Besucher darf nur einen (Menschen-) Fuß auf den Boden des Etosha setzen. Zwar gibt es im Park einige wenige Picknickplätze, die dann auch wegen der wilden Tiere eingezäunt sind. Ein Zoo – nur diesmal für die Menschen. Diese Areas sind aber rar. Uns fällt spontan keine andere Lösung ein, als im akuten Fall auf die nächste Patrouille zu warten. Wir hoffen, dass wir nicht in diese Verlegenheit kommen werden und halten weiter Ausschau nach seltenen Wesen. Eine große Attraktion wurde uns bisher vorenthalten: Löwen. Die wohl mächtigsten Tiere der Welt gehören zu den „Big Five“ und würden unsere Liste – neben den ebenfalls bisher noch nicht gesichteten Nashörnern – vervollständigen.

Natürlich dürfen wir an diesem Nachmittag wieder eine Giraffe aus nächster Nähe beobachten, die vorsichtig umherschauend die Straße vor uns überquert. Am Wasserloch in „Goas“ bahnt sich ein weiterer Höhepunkt des Tages an. Ein Elefantenbulle steht seelenruhig neben der Trinkstelle und schaut genüsslich in die weite Landschaft. Nach ca. 20 Minuten kündigt sich der Familienverband an. Rund 20 Elefanten spazieren an die Wasserstelle. Sie sonnen sich, trinken, baden und und genießen den milden Nachmittag. Die kleinen Dickhäuter spielen miteinander. Der Anblick dieser Elefantenschar ist faszinierend. Wir verbleiben in Goas und sind später um einiges schlauer: Es gibt tatsächlich auch homosexuelle Elefanten.

Nach dieser Erkenntnis fahren wir zum 1967 eröffneten Halali Camp (160,- N$), dessen Name aus der deutschen Jagdsprache stammt: „Die Jagd ist zu Ende“! Nun ist relaxen angesagt und ich springe in den doch recht kühlen Pool. Die Stellplätze in diesem Camp sind eng. Wir haben Glück, dass wir nicht wieder in ein Rudel lärmender Südafrikaner gelangt sind. Nach einer italienischen Mahlzeit und dem täglichen Lagerfeuer freuen wir uns auf die beleuchtete Wasserstelle, über die jedes der drei Etosha-Camps verfügt.

Gegen 19 Uhr bewegen wir uns in Richtung der nächtlichen Attraktion. Dort nimmt ein Elefantenbulle seine abendliche Trinkration ein. Nach der Erfahrung des Nachmittags müsste bald seine Horde anrücken. Wir sind gespannt. Die Kulisse der Wasserstelle erinnert an ein Theaterstück. Ein Strahler wirft Licht auf das Dunkel der Nacht, die Zuschauer sitzen hinter kleinen felsenartigen Steinen auf Bänken und genießen die Show. Der Elefanten-Bulle schwindet in die Dunkelheit. Wir warten und hoffen, dass sich das Verharren bei den mittlerweile doch recht kühlen Temperaturen lohnt. Es lohnt sich.

Auf einmal erblicken wir eine Horde von Elefanten, die aus den dunklen Sträuchern der Nacht hervortreten. Die Dickhäuter kommen also wieder. Der Bulle hat die Wasserstelle begutachtet und seine Horde herbeigeholt. Wir sind glücklich. Was für ein Anblick und welch’ ein Spektakel sollte sich daraufhin ereignen. Die Dickhäuter gehen ihren Ritualen nach. Eine beeindruckende Show in einer einmaligen „Theaterkulisse“. Die Elefanten wollen sich durch niemanden stören lassen. Auch die kleinen Wölfe werden schnell verjagt. Ein Nashorn bewegt sich auf die Wasserstelle zu und wird von der Horde misstrauisch beäugt. Als sich das Nashorn den Elefanten nähert, ergreift ein junges Tier die Initiative. Ein kurzer Schwenk mit dem Rüssel, kurzes Tröten und das Nashorn ergreift die Flucht. Wie leicht sich doch ein junger, kleiner Dickhäuter im Kreise seiner Horde gegen das wesentlich größere Nashorn durchsetzen kann.

Das abendliche Spektakel ist aber längst noch nicht beendet. Nachdem die Elefanten zum Rückmarsch angetreten sind, bleiben zwei zurück: Ein Weibchen und ein Männchen. Und die Mondschein-Romanze nimmt ihren Lauf..... Wir genießen die Vertrautheit der beiden jungen Elefanten und verabschieden uns nach dieser knapp vierstündigen Elefanten-Show in unser Dachzelt. Welch’ ein Tag!!

18. Tag Etosha Nationalpark - Otavi (4. Juli)
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Das Frühstück im Halali Camp ist kurz. Es geht schnell weiter in Richtung Namutoni. Wir sehen unzählige „Stammgäste“ der letzten Tage: Oryxe, Zebras, Giraffen, Springböcke etc.. Als wir auf der Straße wieder einmal drei parkende Autos sehen, halten wir Ausschau nach dem wohl bereits entdeckten Objekt. Ein Löwe fehlt uns ja noch in unserer Sammlung. Würden die vielen Besucher für eine Giraffe oder ein Kudu anhalten, das es hier fast an jeder Böschung gibt? Wir folgen den Blicken der aufgeregten Menschen. Wir entdecken „sie“! Sie, die Löwin hebt den Kopf. Die „Königin“ des Tierparks hält gerade Mittagsruhe und liegt in den gelblich kargen Sträuchern. Sie senkt den Kopf wieder und döst genüsslich weiter. Löwen sind nachtaktive Tiere, das heißt tagsüber befinden sie sich meistens im Ruhezustand. Die Löwinnen sind wesentlich gefährlicher als ihre männlichen Artgenossen und für die Nahrungsversorgung ihrer Horde verantwortlich. Wenn die „Damen“ bei Nacht auf Nahrungssuche gehen - Springböcke sind ihre bevorzugte Mahlzeit im Etosha - treten sie meist im Rudel auf und überfallen zielgerichtet ihre meist wehrlosen Opfer. Wir fahren langsam weiter und sind sehr zufrieden mit unserer „Tierausbeute“. Die „Big Five“ haben wir vollständig gesehen. Wir fahren zu einem kurzen Rast ins Fort Namutoni, dem „hochgelegenen Ort“ in der Ovambo-Sprache. Das Fort wurde 1903 aus Lehmziegeln gebaut, nachdem es zuvor als Polizeiposten gedient hatte. Nach einigen Aufständen der Ovambo gegen die deutschen Kolonialherren, entstand hier im 1. Weltkrieg ein Gefangenenlager für britische Soldaten. 1957 wurde das Fort Namutoni restauriert und dienst seither als Rastlager und Museum. Wir beobachten nördlich von Namutoni noch einige Zebras, die teilweise beängstigend nah an unser Auto treten, und verlassen dann durch das „Von Lindequist Gate“ den Etosha Nationalpark.

Es geht nun auf der asphaltierten B 1 weiter Richtung Tsumeb. Auf dem Weg dorthin machen wir noch kurz Halt am Otjikoto-See. Der See, eine eingebrochene Dolomit-Höhle, ist noch weitgehend unerforscht und dient der Wasserversorgung von Tsumeb. Während des Zweiten Weltkrieges haben deutsche Truppen nach der Kapitulation Kanonen und Waffenarsenal in der Tiefe des Sees versenkt, damit sie nicht in Feindeshand gerieten. Noch heute soll sich Kriegsgerät in dem kalten Gewässer befinden. Im Parkgelände um den Otijikoto-See können wir noch einige Strauße und sogar Alligatoren hautnah erleben.

In Tsumeb besuchen wir das Stadt-Museum. Die Ausstellungsräume sind überaus sehenswert. Nach einer ausführlichen Präsentation der Buschleute und der Himba-Kultur kommen vor allem Mineralogen auf ihre Kosten. Auch einige mittlerweile aus dem See geborgene deutsche Relikte werden dargestellt. Wir fahren über die Main Street zum „Arts and Crafts Centre“, in dem die Frauen des Ortes ihre Kunsthandwerke ausstellen. Nachdem Stefan eine schön verzierte Holzschale erworben hat, geht es weiter in Richtung Otavi.

Kurz vor der kleinen Ortschaft liegt „Zum Potjie“. Dieses kleine Restcamp wurde vor zwei Jahren als bestes des Landes ausgezeichnet. Nachdem wir sehr freundlich von den deutschen Gastgebern empfangen wurden, richten wir uns den Stellplatz inmitten von Orangen- und Zitronenbäumen ein. Mit 40,- Dollar (ca. 4,- Euro) ist dies unsere günstigste Übernachtung während der gesamten Reise . Und dazu eine der besten - ohne lärmende Nachbarn.

19. Tag Otavi – Waterberg Plateau Park (5. Juli)
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Im Rastlager „Zum Potjie“ tritt der Fall ein, an den wir bisher nur mit Schrecken gedacht haben, der aber statistisch zu erwarten war: Am linken Vorderreifen kündigt sich ein „schleichender Plattfuß“ an. Glücklicherweise stehen wir ja im Camp, sind vor wilden Tieren geschützt und können außerdem jemanden zur Hilfe holen. Stefan macht sich also an die Arbeit. Das Wechseln des Reifens an unserem Toyota Hilux ist eigentlich nicht schwierig, die defekte Luftpumpe sowie der geringe Luftdruck im Reservereifen machen uns schon eher Sorgen.

Nachdem der Luftdruck einigermaßen hergestellt ist, machen wir uns auf den Weg zur nächsten Tankstelle. Diese liegt im nur wenige Kilometer entfernten Otavi. Dort rufen wir zunächst bei unserem Vermieter Safe! Cars an, um den Reifenschaden zu melden und uns nach dem weiteren Vorgehen zu erkundigen. Die Dame am Telefon kann uns kaum Auskunft geben und ist recht unfreundlich. Also entscheiden wir uns, zur Tankstelle zu fahren, um dort die Möglichkeiten eines Reifenflickens abzuklären. Da wir Vollkasko versichert sind, brauchen wir uns über die möglichen Kosten keine Gedanken zu machen. Schließlich ist es auch beruhigender, über zwei intakte Reservereifen im Auto zu verfügen, da man durchaus auch mehrere Reifenpannen an einem Tag haben kann. Die Tankstelle macht einen sehr guten Eindruck und der Mitarbeiter nimmt sich sofort unseres kleinen Problems an. Jawohl, der Reifen kann geflickt werden und wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Im Reifen steckte tatsächlich ein riesiger Nagel, den wir uns wohl auf der asphaltierten B1 eingefahren haben. Nach ungefähr 40 Minuten ist der Reifen fertig und wir können wieder sorgenlos die letzten Tage unseres Urlaubs genießen. Wie viel kostet wohl das Flicken eines Reifens? Wir lassen uns überraschen und können unser Erstaunen nicht verbergen: 19 Dollar (ca. 1,90 Euro). Unglaublich! Unsere Vollkasko-Versicherung hat sich also ausgezahlt... Naja man kann nie wissen, welche Schäden bei den teilweise schlechten Straßenverhältnissen entstehen können. Insgesamt sind wir sehr froh, dass wir uns zum Abschluss einer Vollkasko-Versicherung entschieden haben. Obwohl diese wahrlich nicht billig ist, gibt sie uns Reisenden ein beruhigendes Gefühl. Ansonsten wären wir vielleicht so manche Straße nicht gefahren.

Durch das schmucke Städtchen Otjiwarongo, die Nähe zu Windhoek macht sich bemerkbar, fahren wir zum Waterberg Plateau Park. Dort geht es erst einmal zum Mittagessen. Zwei saftige Steaks stillen unseren Hunger. Wir haben ja schon viel erlebt an diesem Tag! Anschließend steht ein kleiner Spaziergang, der uns auf die Spitze des Waterbergs führende „Mountain View Walk“, an. Ein Weg, der uns vor allem auf Grund der Mittagssonne die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Plötzlich hören wir ein lautes Geschrei. Wir sehen Paviane den Berg hinunterlaufen. Ganz wohl ist mir nicht, da auch Paviane nicht ungefährlich sind. Gegenüber Menschen wirken sie aber sehr scheu und ängstlich.

Nach dem steilen Aufstieg sind wir endlich auf dem Bergzipfel angekommen und genießen die grandiose Aussicht. Das Waterberg Plateau erstreckt sich über 50 km und ist bis zu 10 km breit. Es liegt in einer Höhe von 1.900 Metern. Wir schauen uns um und entdecken auf dem benachbarten Felsen einige Besucher, die den Aufstieg ebenfalls gemeistert haben: Paviane. Ungefähr zehn Affen sonnen sich in der Mittagshitze und schauen zu uns herüber. Sie spielen und pflegen untereinander ihre Körper. Plötzlich gibt es ein riesiges Geschrei: eine andere Horde Paviane umzingelt den Berg und ein Streit um das Revier beginnt. Die großen Männchen machen sich auf zum Kampf, wir sehen sie nicht wieder und hören nur ihr vereinzeltes Geschrei.

Langsam beginnen wir wieder unseren Abstieg. Der Rückweg ist nicht sonderlich gut ausgeschildert und wir befinden uns auf einer anderen Strecke. Trotzdem – und nicht ohne Erleichterung – erreichen wir das Bermabé-de-la-Bat Rastlager (160,- N$; Tel. 067-305001). Am Abend genießen wir den Ausblick auf den goldschimmernden Waterberg und stoßen beim Lagerfeuer wieder einmal auf einen gelungenen Tag an.

20. Tag Waterberg Plateau Park – Groß Barmen (6. Juli)
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Über die B 1 geht es heute nach Okahandja. Dort besuchen wir den bekannten Holzschnitzermarkt. Hier gibt es alles, was das namibische Kunsthandwerk zu bieten hat. Die vielen verschiedenen Stände verfügen über ein umfangreiches Angebot. Von kleinen Löffeln und Zuckerdosen über holzgeschnitzte Tiere (wie Giraffen, Elefanten) bis zur Trommel gibt es hier alle erdenklichen Souvenirs. Die Verkäufer gehen emsig ihrem Geschäft nach und versuchen – teilweise mit Nachdruck – ihre Ware zu verkaufen. Erstaunlich ist hier der große Zusammenhalt unter den einzelnen Händlern. Eine Ware wird nie unter dem Preis angeboten, der von einem anderen Verkäufer festgesetzt wurde. Hat der eine kein Wechselgeld, hilft der andere. Wir lernen die afrikanische Handelsmentalität kennen. Nachdem uns ein Preis vorgeschlagen wird, reagieren wir mit einer Summe, die mindestens 50 Prozent unter der des Händlers liegt. Meist einigt man sich auf einen „mittleren“ Preis und so wird man stolzer Besitzer einer Giraffe, der typisch afrikanischen Trommel und einer Totem-Maske. In Okahandja, der Herero-„Hochburg“ findet alljährlich Ende August eine feierliche Herrero-Prozession statt. Dann gedenken Hunderte von Herero ihrer bedeutenden Führer.

Nachdem wir in Groß Barmen gegessen haben und auch endlich den landestypischen erfrischenden „Rock Shandy“ (Limonade, Soda, Angostura) probiert haben, lassen wir uns in dem ca. 40 Grad warmen, sulfid- und fluoridhaltigen Termalbad verwöhnen. Auch der Außenpool, der allerdings nicht geheizt ist, lädt uns zum Baden ein.

Auf dem Campingplatz (145,- N$) suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen, das fernab der Gruppe von Südafrikanern liegt. Neben unserem Platz befindet sich ein Weg, der das Dorf mit der Anlage verbindet. Obwohl viele Angestellte von Groß Barmen den kurzen Fußweg nutzen, ist uns etwas unbehaglich. Wir fühlen uns unsicher, da ständig Menschen an unserem Fahrzeug vorbeilaufen. Unsere Sorgen bestätigen sich: wir werden auch von einigen Einheimischen angebettelt. Nachdem wir uns auf ein saftiges Grillsteak gefreut hatten und das Feuer schon im Dunkeln lodert, entscheiden wir uns, nach dem Abendessen den Platz zu wechseln und uns zu den Südafrikanern zu gesellen. Dort fühlen wir uns sicher und können die – nicht ganz ungetrübte – Nachtruhe genießen.

21. Tag Groß Barmen – Okapuka (7. Juli)
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Wir setzen unsere Rückreise auf der B 1 Richtung Windhoek fort. Für die letzte Nacht im Dachzelt haben wir uns die Okapuka Lodge ausgesucht, die über einen einsamen Campingplatz (ca. sechs Stellplätze; Tel. 061-227845; email: okapuka@iafrica.com.na) mit Freiluftduschen und eigenem Swimming-Pool verfügt. Auf einem 90-minütigen Spaziergang genießen wir noch einmal die weite Landschaft Namibias. Am Pool entspannen wir uns und lassen die Seele baumeln. Der Urlaub verging zu schnell und wir können uns kaum an den Gedanken der Rückreise nach Deutschland gewöhnen. Wir genießen unseren letzten Abend am Lagerfeuer! Hier sind wir die einzigen Gäste.

22. Tag Okapuka - Windhoek (8. Juli)
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Am Morgen bereiten wir unseren Toyota Hilux auf die Rückgabe bei Safe! Cars vor und fahren gegen Mittag nach Windhoek zurück. Nachdem wir unser Gepäck im Puccini House verstaut haben, müssen wir uns von unserem Gefährt verabschieden, das uns drei Wochen lang mit stets treuen Diensten begleitet hat. Die Übergabe bei Safe!Cars verläuft reibungslos.

Wir gehen in die City von Windhoek und schlendern gemütlich die Independence Avenue entlang. Wir schmöckern in der „Bücherhalle“ und genießen die Sonnenstrahlen im Park. Dort lesen wir - wie beinahe täglich - die „Allgemeine Zeitung“.

Am Abend steht wieder ein Besuch im Restaurant „Africa“ auf dem Programm. Die afrikanischen Spezialitäten sind vorzüglich und wir lassen uns in der gemütlichen Atmosphäre verwöhnen.

23. Tag Windhoek – Hamburg (9. Juli)
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Pünktlich werden wir von Safe! Cars abgeholt und zum Flughafen gefahren. Der 9,5-stündige Flug ist anfangs sehr unruhig. Wir werfen einen letzten Blick auf den afrikanischen Kontinent mit seinen verschiedenen Landschaftsbildern (Regenwald, Fluss Kongo, Wüste etc.) und bestaunen die Weite der Sahara. Um 21.35 Uhr landen wir pünktlich in Frankfurt. Die Heimat hat uns wieder.

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